Morgen wird es fein. Da kommt der H. und trinkt mit mir Bier. Das wollen wir schon seit Wochen – was heißt: Monaten – tun und schon genau so lange scheitern wir daran. Die Probleme dabei sind recht einfach umrissen: Zwei Kinder, was zugegebenermaßen nicht viel ist, noch dazu wo sie gleichmäßig verteilt sind. Aber dazu noch diverse weitere Verpflichtungen wie die, dass H. wöchentlich Fußball spielt (absurd, aber das sieht er anders) oder die, dass ich hier was schreiben will, darüber nachdenke und es dann doch öfter sein lasse (auch absurd, aber ich sehe das ebenfalls anders) und nichts geht mehr. Oder der weitere jugendwidrige Umstand, dass heute Bier morgen Kopfweh heißt, was einen daran hindert, die ganze Arbeit wegzuschaufeln, die man sich vorgenommen hat. Oder, dass man einfach müde ist und lieber schlafen will. Oder …
Aber halt, falls jetzt jemand denkt, ich möchte mich beklagen: keineswegs. Das ist schon sehr gut so. Aber es holt mir auch manchmal den Blues ins Haus.Jetzt zum Beispiel. Es ist ruhig in der Wohnung, ich bin allein, ich schreibe, ein bisschen Musik im Hintergrund, leise natürlich, weil siehe oben. Da kriegt er mich.Da ist dann ganz klar und deutlich zu erkennen, dass sich Jugend-Hindernis eins gepaart mit den Jugend-Hindernis zwei und drei und die in geleerten Bieren definierte Jugend nicht vertragen.
Der H. und ich wissen das natürlich eh. Wir wissen es, wenn wir in unsere Terminkalender schauen und wieder einmal feststellen, dass sich was nicht ausgeht. Und wir wissen es, wenn wir uns auf morgen freuen. Am Nachmittag geht es los, Jugend-Hindernis ins Wasser gesteckt, glühenden Rost belegt, herrlich muss es werden.
Aber eines weiß nur ich allein. Meine kürzlich per Blog geäußerte Bitte um Queens Of The Stone Age-Karten hat eine Quelle erreicht, der ich hiermit noch einmal danke. Es sind zwei Stück. Eine davon werde ich morgen dem H. anbieten. Er kennt die Band zwar nicht ordentlich genug, um sie zu verdienen, aber er mag ja auch Fußball. Er wird hoffentlich nichts Falsches im Terminkalender stehen haben. Und wir werden uns daher im Idealfall an Rockmusik und geleerten Bieren erfrischen, dass es eine Freude ist.
Im Übrigen hat mir meine Tochter heute am Abend ein Geschenk überreicht. Ich kann es gar nicht anschauen, so rührt es mich. So ein belämmerter Gefühlsdusel kündet natürlich auch vom Ende der Jugend. Ich kann nichts dagegen tun. Aber der Blues ist jetzt, wo ich es wieder liegen gesehen habe, trotzdem weg.
Und noch was, das lose zum Thema passt: Soeben erreichte mich per Email die Frage, was das bedeutet, wenn ein 16-Jähriger mit seinem Freund auf ein Rockfestival fährt – in Begleitung von dessen Eltern? „Bin das nur ich, oder ist Rock’n’roll mit Freund und dessen Eltern irgendwie kriminell?“, steht da geschrieben. Nein, ist es nicht. Es ist krank. Und es ist eine weitere Hilfe gegen den Blues. So ein Jugend-Hindernis fängt nämlich entweder ganz woanders an – oder es funktioniert sowieso ganz anders als man versteht.