Victoria Beckham ist eine unangenehme Person – das ist keine Neuigkeit. Britney Spears geht zur Babyparty ihrer Schwester – das ist schön für sie. Ben Tewaags Freundin muss möglicherweise auch ins Gefängnis – keine Ahnung warum. Und Peaches Geldof wurde angeblich beim Kaufen von Crack gefilmt – verdammt, das heißt morgen einen bereits abgehakten Text neu durchzumischen. Auch wenn letztere Information aus dem üblichen Sonntagabend-Scan nach einem therapeutischen Tag unter Scheuklappen aus „News Of The World“ stammt und daher höchstwahrscheinlich erlogen ist. Weil es nun einmal irgendwer geschrieben hat, fällt morgen deshalb ein bisschen Extraarbeit an.
Das andere Ergebnis der Wochenendlektüre lässt sich auch noch kurz referieren: Spät, aber doch, ist er wieder aktiv – der Fußball-Intellektuelle. Die um die Euro 08 erwartete Hysterie ist zwar so was von nicht vorhanden, dass die flächendeckende Propaganda zum Thema Züge der Verzweiflung trägt, aber, denkt der Balldenker, wo das Thema schon da ist, warum nicht darüber reden.
Darüber, wie ein Spiel die Welt abbildet. Darüber, dass ein besserer Mensch ist, wer einmal die Poesie hinter einem Freistoß erkannt hat. Darüber, wie schön Kindheitserinnerungen mit Fußball einfach sind. Und so schreiben sie wie am Samstag in der NZZ alle über die Segnungen, die der Fußball schon über die Welt gebracht hat –und wie er hilft, sie besser zu machen.
Interessant, dass noch keiner von ihnen je einen Fußballplatz im ländlichen Raum betreten hat, die Urschreie im Publikum dort gehört, die dumpfe Aggression gespürt. Keiner hat gespürt, wie endlos lange 90 Minuten sein können, wenn keine Philosophen gaberln, sondern unterdurchschnittlich Gebildete, die gerne Schienbeine zum Knacken bringen. Und keiner scheint sich daran zu stoßen, dass grundvernünftige Menschen dieser Tage plötzlich anfangen Bilder von hässlichen Männern in bunten Leiberln in Bücher zu kleben.
Gut, dass ich nicht zu Verschwörungstheorien neige. Daher akzeptiere ich einfach, was da im Juni kommt: ein aufgeblasenes Nichts und ein großes Geschäft, bei dem alle mitmachen. Und wenn sonst nichts ist, beschwören wir eben das ganz große Gemeinschaftsgefühl und brunzen auf der Fanmeile ein paar Liter Carlsberg gegen einen Baum.
Gerade läuft im Fernsehen der Spot eines Erdäpfelchips-Herstellers. Er ist natürlich schon auf die Euro ausgerichtet. Und wie die meisten Werbekampagnen zum Thema geht er davon aus, dass Fußballfans hirnverbrannte Idioten sind, die alles bedingungslos witzig und super finden. Auch darüber sollten die Fußball-Intellektuellen einmal nachdenken. Denn mir ist’s ja wurscht. Ich lese mit wiedergefundener Freude nach, was die Sun heute in ihrer „Bizarre“-Sektion hatte …