Irgendwann sieht jeder Fernseher so aus.Dieser Tage gibt’s wieder Neues zum auf dieser Seite ungern – aber notgedrungen recht oft – beschworenen tipping point in der Medienbranche zu berichten. Dass gerade wieder eine Kündigungswelle durch große amerikanische Zeitungsverlage fegt, ist dabei die geringste Überraschung. Viel anregender ist eine Story in der aktuellen Ausgabe von Portfolio.
Dort trägt Mark Harris die großen amerikanischen TV-Networks ABC, CBS und NBC zu Grabe – also jene Sender, die mit allem alle erreichen wollten und davon lange Jahre auch gut davon leben konnten. Zum Beispiel in den 80er-Jahren, als in den USA 50 Millionen Menschen die „Bill Cosby Show“ sahen – pro Folge. Heute ist das erfolgreichste Format „American Idol“. Die erfolgreichste Sendung der Casting-Show erreichte 28,8 Millionen.
Harris sagt: Die großen Sender sind tot, denn keiner kümmert sich mehr um über Generationen gelernte Konsummuster für seichte Serien und Talkshows am Nachmittag, seriöse News am Hauptabend und aufwändig produzierte Serien- und Show-Ware danach. Die Zukunft gehört schon jetzt der mit Kabel und Pay-TV abgedeckten Nische, dem Netz – und denen, die früh genug das Alte und das Neue so miteinander verschränken können, dass es für Konsumenten auch Sinn ergibt.
Und wo wir schon bei der Sackgasse des „Alles für alle“ sind: Nikolaus Albrecht, der neue Chefredakteur von Vanity Fair-Deutschland, muss sich in Deutschland mit einem Einzelverkauf herum schlagen, der nur knapp über 80.000 Heften pro Woche liegt. Für ein Magazin auf dem deutschen Markt, das es bei seinem ersten Erscheinen im Februar 2007 mit Gala, Bunte, Stern und Spiegel gleichzeitig aufnehmen wollte, ist das eher karg.
Die heutige Süddeutsche Zeitung, die Albrecht porträtiert, erzählt übrigens auch die Anekdote, dass kürzlich Si Newhouse der Berliner Vanity Fair-Redaktion einen Besuch abstattete. Der 79-Jährige ist nicht nur einer der reichsten Amerikaner, sondern ein schillernder Medienunternehmer (hier ein Porträt in der New York Times), der den Condé Nast-Verlag zu einer einer Art Gelddruck-Maschine im Luxus-Segment gemacht und in den 80ern das amerikanische Vanity Fair-Mutterblatt reanimiert hat. Newhouse gab Herrn Albrecht jedenfalls einen guten Rat: Er solle Geschichten öfter mit doppelseitigen Fotos beginnen. Na bitte, Problem gelöst.
Und daher ist es Zeit für eine kleine Conclusio. Die geht so: Auf der einen Seite aussitzen, hoffen, dass der amerikanische Medien-GAU nur abgeschwächt zu uns schwappt und dabei die Butter aufs tägliche Brot verdienen. Auf der anderen Seite nicht nur diesen Blog weiterführen wie gewohnt – nur vielleicht in höherer Frequenz, wenn der Sommer endgültig vorbei ist –, sondern seine Inhalte mittelfristig in eine größere Arena werfen. Mal sehen, wie viele Nächte bis dahin noch draufgehen. Es werden wohl viele sein.

Anmerkung vom 17. Februar 2009: Dieser Artikel erschien ursprünglich auf dem mittlerweile eingestellten Weblog eberhardlauth.com. ZiB21 ist die darin angesprochene logische Weiterentwicklung dieses Projekts.