Das sind die Yeah Yeah Yeahs. Gut angezogen wie immer. / Foto: Promo.Nun gibt es „It’s Blitz!“, das neue Album der Band Yeah Yeah Yeahs (ein Trio aus Brooklyn, zu cool für diese Welt, gesegnet mit der Sängerin Karen O.) also schon früher als geplant. Das hat auch damit zu tun, dass einer meiner so genannten Freunde in einem dieser sozialen Netzwerk schon vor zwei Wochen plötzlich seinen Selbstdarstellungs-Einzeiler damit bestritt, dass er darin erwähnte, wie toll diese Platte ausgefallen sei.

Er kannte sie also schon, lange vor dem geplanten Veröffentlichungstermin Mitte April auf dem für heutige Konsumenten eher lächerlichen Trägermedium Compact Disc. Und weil er damit wohl nicht allein war, veröffentlichte die Band dann ein paar Tage später im Blog ihrer Website folgendes Statement: 

„The cat’s out of the bag after IT’S BLITZ! escaped from our clutches into the big bad world last week. Why should some have and some have-not? ?IT’S BLITZ! OFFICIAL NEW RELEASE DATES: ?DIGITAL WORLDWIDE MARCH 9TH , US MARCH 10TH. ?IN STORES US MARCH 31ST, WORLDWIDE APRIL 6TH. ?YYYs have been brimming with nervous excitement in anticipation of releasing this record to the world! Leaks are NO FUN but it’s out of our hands.“

Soll heißen: Die Band hatte auf den Umstand reagiert, dass wie üblich der Download des Albums weit vor dem Veröffentlichungstermin in den Filesharing-Netzwerken kursiert, und sich der Kraft der Fakten gebeugt. Es gibt kein konzertiertes Marketingprogramm mehr. Und virales Marketing klappt in kleinen Belangen wie diesen ohnehin besser.

Das Beispiel „It’s Blitz!“ legt nämlich einmal mehr den Verdacht nahe, dass das oben erwähnte „Leck“ in Wahrheit eine gute Chance ist, um ein Produkt mit einer größeren Bedeutung zu belegen, als ihm traditionelle Methoden verschaffen können. Die Yeah Yeah Yeahs haben die Chance ergriffen, sind nach vorne geprescht, und haben der User-Cloud – zu der selbstverständlich auch mein Facebook-Freund und ich gehören – ihr Thema wieder weggenommen. Und sie erreichten durch den Schritt mehr Aufsehen als im Rahmen einer schnöden Veröffentlichung alten Stils, die so tut, als würde alle Welt noch immer vor Geschäften Schlange stehen, um dort silbern glänzende Scheiben zu erstehen. 

Jetzt lässt sich zu dieser Band wenigstens eine Geschichte erzählen, die nicht ausschließlich die Physiognomie der Sängerin Karen O lobt, ihre Garderobe und den ganzen Rest der heißen Lifestyle-Scheiße, in der das Trio seit ihrem ersten Album „Fever To Tell“ von 2003 steckt. Ist zwar sicher funky, wenn man auf jede Fashion-Party geladen wird, aber in Wahrheit benebelt das nur den Blick. Und so hatte der Nachfolger „Show Your“ von 2006 zwar große Momente, fiel aber insgesamt eher unentschlossen aus. Noch immer zu cool für diese Welt, aber auch zu müde, um unter den ihnen geneigten Menschen ein Feuer zu entfachen.

Jetzt, wo am Beginn des Vorab-Hörens nur mehr ein Link steht, in dessen Umfeld irgendwelche „Willst du meine Brüste sehen?“-Banner glitzern, ist dieser Sex Appeal natürlich weit weg. Eigentlich ein guter Ansatzpunkt, um herauszufinden, ob die Yeah Yeah Yeahs vielleicht tatsächlich nur deshalb so ein treues Gefolge haben, weil sie scharfe Kleider tragen. Weil ich aber zu paranoid bin, um meine Vergehen öffentlich zuzugeben, lasse ich die die Musik von „It’s Blitz!“ lieber von Kitty Empire im heutigen Observer erklären:

„One of the gravest pop injustices of recent years was the relative failure of the Yeahs‘ second album, Show Your Bones. It should have promoted the Brooklyn three-piece from stylish cult fixtures to the big leagues. That task now falls to It’s Blitz!, in which bushy-quiffed guitarist Nick Zinner often swaps his swampy six-string for vintage synths and drummer Brian Chase makes like a disco. What songs like „Zero“ lose in uniqueness they gain in instant clubbability. Elsewhere, more elegant interludes like stand-out ballad „Hysteric“ prove once again this band aren’t just there to look cool; the occasional hand of TV On The Radio and their console wunderkind David Sitek helps to keep the Yeahs just weird enough.“

Ja, so ungefähr ist es. Aber das weiß ich selbstverständlich nur vom Hörensagen.