Foto: Eberhard Lauth

Live via Skype: Die Los Colorados aus der Ukraine. Wir nennen es Höhepunkt des Abends.

Drei Profis aus klassischen Medien auf der Bühne erklären 300 Digital Natives im Publikum ihr Leben. Da kann schon viel schiefgehen.

Was muss man tun, um für ein paar Stunden den führenden Hashtag in der deutschsprachigen Twitter-Sphäre zu stellen? Gehörig Wirbel machen. Und immerhin das ist der #menschmaschine im Rabenhof gelungen. Ansonsten war die Darbietung der interaktiv angelegten Web 2.0-Performance „Menschmaschine“ im Rabenhof (wir bloggten schon im Vorfeld und twitterten auch fleißig mit) durchwachsen. Rückblickend lässt sich natürlich leicht sagen: Das war zu erwarten, wenn in klassischen Medien sozialisierte Herren auf der Bühne (Clemens Haipl, Hermes, Eberhard Forcher) und in der Regie (Walter Gröbchen) von der verlinkten neuen Welt der Digital Natives erzählen.

Da landet man schnell beim Herzeigen skurriler Facebook-Statusmeldungen, die vor allem den Eindruck erwecken, Bewohner des Social Web seien generell eher Freaks. Oder bei Interviews mit Facebook-Usern, die aufgrund ihres Stils leider erkennen lassen: Kein Konzept ist auch keine Lösung. Vor allem, wenn Publikum dabei ist, das letztlich doch unterhalten werden will. Auch mit der schon im Vorfeld angekündigten Interaktivität, die auch die auf die Bühne projizierte Twitterwall und die Aufforderung, doch fleißig mitzutun, betonte, hatte das Moderatorentrio seine liebe Not.
Getwittert wurde zwar, aber eingebunden wurde es nicht. Auch hier: Männer aus der Medien 1.0-Welt tun sich mit Web 2.0 genau so schwer wie der Rest der Welt. Und das ließ viele der Digital Natives vor Ort auch schon während der Pause den Rabenhof verlassen. Wer ihre Erzählungen im Netz als banal abtut, hat wohl auch nichts anderes verdient. Was bleibt, ist die die Frage, ob ein analoger Raum wie das Theater überhaupt dem Virtuellen gerecht werden kann? Mein gestriger Eindruck: nein.

Und natürlich noch was: Michel Reimon und ich versuchten uns während der Menschmaschine an einem Bühnentweet, um das Geschehen im Saal für die Menschen draußen zu ordnen. Das scheiterte ein bisschen an der Technik (Reimons Tweets wurden auf der Twitterwall vor Ort konsequent ignoriert, der Akku meines Notebooks erwies sich gegen Ende der Vorstellung als altersschwächer als angenommen), ist aber ausbaufähig. Wir werden das weiter betreiben, versprochen. Aber vielleicht nur innerhalb eines Publikums, das nicht ganz so Web 2.0 ist wie bei der „Menschmaschine“. Denn wenn tatsächlich alle so fleißig twittern wie gestern, gerät die kollektive Erzählung zu einem dichten Nebel an Informationen, die kein Urteil mehr zulässt.

In diesem Sinne sei noch Walter Gröbchens erstes Resümee nachgebetet. Das gilt nämlich auch für die versammelte Twitteria vor Ort.

groebchen_twitter

Weiterführende Links:
Alles zum Hashtag #menschmaschine auf Twitter
Ritchie Pettauers Kritik auf datenschmutz