Abgesehen von regionalen Besonderheiten zeigt die OÖ-Wahl nur eines: Wer die Angst vor Fremden versteht, der gewinnt.

Gut, dass auch die Deutschen gewählt haben. Da lassen sich dann doch leichter ein paar Erkenntnisse verkünden, anstatt zu behaupten, dass Oberösterreich und Österreich nichts miteinander zu tun haben.

Also: Die Sozialdemokraten sind am Ende, egal ob ob der Enns oder ob des Inn.

Die Grünen sind zu ewigen plusminus zehn Prozent verdammt, und müssen das zähneknirschend als Erfolg feiern. Und abgesehen davon sollten sie endlich aufhören davon zu träumen, dass sie der SPÖ Wähler abjagen können – die sind im Alter von 60plus und haben Angst vor Grünen.

Die ÖVP bleibt in Ländern wie Oberösterreich ein Hit, weil dort Goldhauben, Dirndlkleider und Kirtage tatsächlich großen Menschenmengen Tränen der Freude in die Augen treiben.

Diese Romantik bedient die Blut- und Boden-Frakation der FPÖ zwar auch, aber dort findet sie schon lange nicht mehr ihr Kernpublikum. Die FPÖ ist die einzige Prostestpartei Österreich. In Deutschland erledigt ihren Job Die Linke, und die Extremen werden daher dort auf jene Dimension zurecht gestutzt, die an Wahlabenden unter „Sonstiges“ zusammengefasst werden – auf eine Randerscheinung.

So lange keine andere Partei dieses Protestpotenzial für sich nutzen kann, wird die FPÖ weiter Wahlen gewinnen und in absehbarer Zeit wieder in der Regierung sitzen. Vielleicht wird sogar schon die Wien-Wahl im nächsten Jahr die Weichen stellen: Die SPÖ verliert ihre absolute Mehrheit. Die FPÖ geht über 25 Prozent. Und die Grünen werden nun auch innerstädtisch auf plusminus zehn Prozent zurecht gestutzt.

Natürlich ist das nur eine Theorie, aber ich halte sie für sehr wahrscheinlich. Warum? Weil ich mittlerweile zu verstehen glaube, wie simpel Österreich gestrickt ist. Das Land hat Angst vor Ausländern. Das Land ist nicht reif für eine globalisierte Welt mit ihren Nebeneffekten. Das Land ist nicht lernfähig. Und das Land wird daher noch lange jenes Österreich bleiben, das es heute ist. Diese banale Angst vor Ausländern, vor dem Jobverlust durch Zuwanderer, vor dem Einbruch eines Immigranten, treibt die Menschen zur Protestpartei FPÖ.

Nicht, dass sie deshalb alle rechtsextrem wären. Es ist viel einfacher: Strache und seine Wiedergänger in den Ländern sind die einzigen, die diese Ängste artikulieren, anstatt wie die Vertreter der anderen Parteien tatsächlich zu glauben, der gemeine Österreicher lebe innerhalb eines Friedefreudeeierkuchen-Multikulturalismus, der zu gegenseitiger Befruchtung und das Land in kulturelle und ökonomische Höhenflüge führt.

Lobenswert, dass solche Menschen selbst klug genug sind, sich nicht vor Fremden zu fürchten. Aber noch lobenswerter wäre, wenn sie das nicht immer auch vorauseilend von ihrer Klientel annähmen. Dann hätten sie vielleicht schon vor Jahren aufgehört schockiert zu sein, wenn die FPÖ wieder einmal Wahlen gewinnt. Und dann hätten sie vielleicht schon vor Jahren angefangen, offen über das Thema zu reden.