Rupert Murdoch. Foto: Screenshot

Ab 1. Juni sind zahlungsunwillige User und Suchmaschinen von der Times-Website ausgesperrt. Ein längst überfälliges Experiment.

Die Ausgangslage: Gratis-Content gilt als der Tod eines jeden großen News-Portals, das sich journalistischen Grundsätzen wie Recherche, Faktencheck oder simplem Nachdenken verschreibt, weil die Anzeigenerlöse nie und nimmer den Kosten traditioneller Verlagsstrukturen gerecht werden.

Und doch traut sich noch keiner über Paid Content-Modelle, weil – so der Tenor – eine Bezahlschranke jenen Traffic killt, der einem in der Vergangenheit immerhin „lousy pennies“ beschert hat. Wobei zum Thema „lousy pennies“ immerhin gesagt gehört, dass etwa die New York Times auf ihren Online-Portalen mit Werbung im Jahr 2009 gut 90 Millionen Dollar eingenommen hat. Das deckt zwar bei weitem nicht die Ausfälle bei der Print-Werbung, bleibt aber eine recht eindrucksvolle Zahl. Und auch Ansätze von Erfolgsgeschichten wie hier sollten einem zu denken geben.

Trotzdem, Paid Content bleibt ein Streit-Thema. Und keiner traut sich dieser Tage so konsequent drüber wie ein starrsinniger alter Mann namens Rupert Murdoch. Er ist 79 und Herr über die News Corporation, ein Medienkonglomerat, das Zeitungen wie die Sun, Fernsehsender wie die Fox Boradcasting Company und das Dotcom-Millionengrab Myspace umfasst.

Zur News Corporation gehört auch die Londoner Times, ein über die Grenzen Großbritanniens hinaus bekanntes konservatives Blatt mit großer Geschichte. Ab 1. Juni wird deren bisherige Website auf Eis gelegt – und Lesestoff gibt’s danach nur mehr für jene, die ein Pfund pro Tag zahlen oder zwei Pfund für die Woche.

Ein paar Wochen Übergangsfrist sind noch eingeplant, dann ist die Paywall endgültig dicht. Google und andere Suchmaschinen werden genau so ausgesperrt wie all jene, die in Social Networks gerne auf Times-Content verlinken möchten. Die Parasiten, so die Murdoch-Philosophie, gehören weg. Und Profit ist ihm allemal lieber als Popularität im Sinne von hohem Traffic, der sich nur ungenügend monetarisieren lässt.

Es ist einfach, Murdoch deshalb als realitätsfernen alten Mann zu geißeln. Doch es lohnt sich, auch ein paar Modellrechnungen zur Paywall um die Times zu betrachten, die dem Experiment Zukunft geben.

Sicher, das sind bloß Prognosen, die auf dem Prinzip Hoffnung basieren. Doch Murdochs konsequente Haltung wird endlich ein paar Gewissheiten in eine Debatte bringen, die bisher hauptsächlich von Glaubensargumenten getragen war, von Internet-Jüngern auf der einen und Holzklässlern auf der anderen Seite. Das hat bisher noch niemanden weiter gebracht. Und nur weil eine Paywall für digitale Eingeborene wie der Tod klingt, muss das noch lange nicht heißen, dass die Times daran zugrunde geht. Und darum muss es schließlich gehen, wenn über die Zukunft der Geschäftsmodelle von Journalismus nachgedacht wird.

In diesem Sinne: Ein Moment des Respekts für Rupert Murdoch, auch wenn die meisten seiner Medien ekelerregender Mist sind.