Foto: Promo/Jelle Wagenaar

Das Lachen dieser Herren täuscht: Die New Yorker Band Interpol perfektioniert ihren Umgang mit Rockmusik in unterkühltem Schwarzweiß.

Gefährlich, so ein Album, das schlicht mit dem Bandnamen betitelt wird. Das suggeriert meistens besondere Wichtigkeit. Wir sind ganz neu. Wir sind wieder ganz bei uns. Wir haben überlebt. Also vieles, was über das Programmatische hinaus in Richtung Esoterik und Neufindung des Glücks deutet.

Doch Neufindung und Glück haben im Werk von Interpol nichts zu suchen. Die Band aus New York orientiert sich seit Anbeginn an großen Vorbildern aus der Hochzeit von New Wave im England der frühen Achtziger-Jahre. Der schwarze Anzug ist da kein ironisches Statement, sondern Geisteshaltung. Der Drink ist da kein Mittel zur Steigerung der Lebensfreude, sondern bloß zur Vertiefung der Depression.

Und weil natürlich auch hinter so einem Konstrukt Ironie verborgen sein könnte, haben Interpol auch noch ihre Musik. Die steht dem Lächeln der drei auf obigem Foto sichtbaren Bandmitglieder diametral entgegen. Frei von Pathos schichten sie düstere Lieder auf, die schon beim ersten Hören eine ungeheure Kraft entwickeln. Hier ist kein Ton und keine Idee zu viel. Alles ist am richtigen Platz, und der ist bei Interpol nie an der Sonne.

Produziert hat Alan Moulder, in ökonomisch dosierter Düsternis geschult durch die langjährige Arbeit für die Nine Inch Nails. Herausgekommen ist ein Werk, das sich nur in Nuancen von seinen Vorgängern unterscheidet.

Somit erschöpft sich das mit dem Albumtitel angedeutete Programmatische zwar im Bewahren des Status Quo, doch das ist im Zusammenhang mit Interpol auch in Ordnung so. Und vor allem sind der Band mit den Songs „Always Malaise (The Man I Am)“ und „The Undoing“ zwei dermaßen herrliche Grabgesänge gelungen, die allein dieser Routine geschuldet sind. Sagen wir einmal so: So schon kaputt wird es diesen Pop-Herbst wohl nimmer so schnell.

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