Eine neue Benutzeroberfläche ist immer gut. Aber der Promo-Clip dazu ist schlecht. Genauer: zum Ärgern schlecht.

Das Social-Media-Tool twitter.com bekommt also demnächst eine neue Benutzeroberfläche. So wird es angekündigt. So sei es.

Für jene, die noch immer drüben im langweiligen Facebook herumlungern: twitter ist das Kommunikationstool der Informationselite. Nirgendwo anders gerät man schneller an relevante Informationen. Nirgendwo anders sind aufmerksamere Diskutanten. Nirgendwo anders finden einen die Nachrichten besser, die man zum Leben braucht. So weit, so Selbst-Verklärung der twitter-User, mich selbstverständlich eingeschlossen.

Die Ankündigung des „neuen twitter“ wird auch noch mit einem Video garniert, das ich am Ende dieses Textes eingebettet habe und dem auch obiger Screenshot entstammt. Es handelt sich um einen auf den ersten Blick nicht weiter auffälligen Promotion-Film, dessen Feelgood-Botschaft auf den zweiten Blick aber reichlich perfid ist.

twitter, sagt er, ist dein freundlicher Begleiter durch den Tag. Und twitter ist nicht nur überall, sondern raubt dir auch deine letzten analogen Refugien. Plötzlich sitzt das Vöglein sogar auf Vinyl-Schallplatten. Auf Büchern, die von hoffnungslosen Modernisierungsverlierern auf Papier gedruckt worden sind. Oder auf einer Flasche Rotwein.

twitter, sagt der Film, übersetzt deine gesamte Existenz ins Digitale. Die Summe deiner Erlebnisse hat immer maximal 140 Zeichen. Und wenn du das nicht willst, dann bist du sicher einer von denen, die Bücher drucken.

Das, liebes twitter, ist eine völlig bescheuerte Botschaft. Und nebenbei gebe ich hiermit bekannt, dass ich derzeit keine Schallplatten hören kann, weil mein Plattenspieler schon seit Wochen eine neue Nadel bräuchte. Das Vöglein hat’s bis heute nicht bemerkt. Ha!