Aloe Blacc. Foto: Promo

Der Soul hat seine besten Jahre schon lange hinter sich. Doch junge Menschen wie Aloe Blacc sehen das zum Glück anders.

Irgendwann ist jeder, der ein Herz in seiner Brust schlagen hat, reif für den Soul. Soul ist zum Beispiel das Rückzugsgebiet für seinen kommerziell ungleich erfolgreicheren großen Bruder HipHop, wenn dessen Protagonisten sensibel sein wollen ohne gleich gay zu wirken. Soul rührt die größten Gangster zu Tränen. Und Soul hat seine besten Jahre schon längst hinter sich.

Oder anders formuliert: Er entwickelt sich seit den Sechzigern und Siebzigern keinen Millimeter weiter. Er wird immer aufs damals tradierte Vokabular zurück greifen. Und wenn er sich wie im heute als R&B klassifizierten Genre moderne Kleider anzieht, verliert er seine Relevanz und jenes zeitlose Funklen, das die vielen großen Songs von Otis Redding, von Curtis Mayfield oder von Marvin Gaye auszeichnet (um nur ein paar der fürs Namedropping geeigneten Referenzen zu nennen, denn selbstverständlich gibt es viele andere).

Und so sind jene, die in diesem Genre heute reüssieren, in der Regel bedingungslos der Vergangenheit verpflichtet. Auch Aloe Blacc, Jahrgang 1979, ist mit seinem neuen Album “ ein Fall für die Retro-Polizei. Er ist ein Rapper auf Pause, der sich einen Dreck um das oberste Pop-Gebot der ewigen Moderne schert.

Mit seinen sozialkritischen Songs – allen voran dem kleinen Hit „I Need A Dollar“ – stellt er sich direkt in die Tradition der oben schon erwähnten Herren Mayfield oder Gaye. Mit seiner Stimme kriegt er wahrscheinlich jede Frau, auch wenn er sich auf „Good Things“ zuallererst zu seiner Mama bekennt („Momma Hold My Hand“). Und mit seinem Faible für analoges Knistern erzeugt er spielend die Wärme des Seventies-Soul, der goldenen Jahre eben.

Damit liefert er neben Kollegen wie D’Angelo oder Maxwell ein weiteres Indiz für die schon im Titel aufgestellte These: Der Soul verträgt einfach keine Moderne. Die würde ihn bloß kaputt machen. Und dafür ist er jungen Menschen wie Aloe Blacc viel zu kostbar – nachzuprüfen gleich hier mit diesem Livevideo von „I Need A Dollar“ und hinter den unten angeführten Links.

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