Natürlich ließe sich dieses Album auch auf ein Lehrstück ins Sachen Marketing reduzieren. Zuerst das Video, das bloß mit Lyrics arbeitete, dann die Übersetzungen dazu, dann das richtige Video (siehe unten), dann erste Adaptionen von anderen, und dann auch noch William Shatner.

Ja, die Aufmerksamkeit ums neue Album von Cee Lo Green, es heißt „The Lady Killer“, hat mittlerweile eine hübsche Eigendynamik entwickelt, die einen davon ausgehen lassen kann, dass es der Soundtrack des Herbstes wird. Egal, ob es was taugt. Egal, ob es wirklich die Klasse hat, die sich schon mit „Fuck You“ erahnen ließ.

Und die beste Nachricht daran ist: „The Lady Killer“ hat sogar ganz große Klasse. Es ist schlicht erhebend, wie mühelos er den klebrigen Motown-Sound der Sixties ins 21. Jahrhundert transportiert und dabei nebenbei dessen lyrische Einfalt hinter sich lässt. „Fuck You“ – so etwas hätte es unter Berry Gordy ja selbstverständlich nicht gegeben. Und wenn Cee Lo Green wie in „Bright Lights Bigger City“ (hier anzuhören) Michael Jacksons „Beat It“ mit James Bond zusammen führt, kriegt es gar einen Hauch Genialität.

Es ist ja ohnehin nicht so, dass Cee Lo Green etwas beweisen müsste. Dass er den Soul verstanden hat, ist spätestens seit seinem 2004er-Album „Cee Lo Green… Is The Soul Machine“ klar. Dass er Hits beherrscht, weiß die Welt seit seiner Zusammenarbeit mit Danger Mouse als Gnarls Barkley. Und dass er sein Geld auch als Ghostwriter verdienen kann, dafür sorgen Pinup-Hüpfdohlen wie die Pussycat Dolls – „Don’t Cha“ etwa stammt aus der Feder von Cee Lo Green.

Doch nie zuvor hat Cee Lo ein derart essenzielles Album abgeliefert. Nur Rhythmus. Nur Soul. Nur Anlassiges auf Helium. Wenn es einen Grund gibt, die vor einem Monat aufgestellte These, dass der Soul keine Moderne vertrage, zu revidieren, dann „The Lady Killer“ von Cee Lo Green.

Besser wird’s dieser Tage nimmer, garantiert. In diesem Sinne verbringe ich sie auch in Motown. Und wer mich dabei begleiten möchte: npr streamt das Album „The Lady Killer“ noch bis 9. November in voller Länge.

Video: Cee Lo Green „Fuck You“»

Für noch mehr Pop in Wort, Bild und Ton empfehle ich unseren Tochterblog neu und gut – Popkultur für Lesefaule.