Foto: Nikolaus Ostermann/Promo

Kann sich noch jemand an Penelope Houston erinnern, die, wie ich gerade lese, ein neues Werk veröffentlicht hat? Ist eigentlich nebensächlich, aber die oben verlinkte Kurzkritik hat mich an etwas erinnert. An eine Zeit, als es sich für Küstler noch lohnte, Revivals herbei zu schreiben. Das verschaffte dann wie am Anfang der 90er-Jahre im Zuge eines vermeintlichen Folk-Revivals versponnenen Musikerinnen wie Miss Houston etwas größere Öffentlichkeit. Wurde zwar nichts, das ganze Revival, aber Frau Houston konnte damit wenigstens für eine Handvoll Dollar mehr Konzerte spielen.

Heute gibt es keine Revivals mehr. Es gibt nur einen wüsten Haufen von Stilen, alten und neuen, hybriden und puristischen, weltoffenen und reaktionären, und, und, und. In der allumfassenden Musikmaschine Internet zeigt sich endlich, dass ohnehin keiner Muße hat für ein Revival. Revivals erzählen von gestern, und was gestern war, ist meistens verklärter Mist.

Die Leiden und das Glück des jungen Mannes

So weit, so abschweifend. Denn der Weg vom vermeintlichen Folk-Revival von vor zwei Ewigkeiten zur deutsch-österreichischen Freundschaft der in Wien ansäßigen Band Diver ist auch so weit genug. Bestehend aus Wolfgang Bruckner, Olaf Schuberth und Stephan Ebert schreibt dieses Trio dem Folk verbundenen Pop-Perlen, dass es einem Tränen der Rührung in die Augen treiben kann. Zumindest, wenn man ein Ohr hat für die Leiden und das Glück des jungen Menschen in der Welt.

Dieses niemals enden wollende Thema haben die Drei auf ihrem ersten Album „Kites“ in zehn Lieder gepackt, denen man die konzentrierte Arbeit anhört, die es braucht, um mit bewusst verknappten Mitteln alles zu erreichen. Akustikgitarren, Piano, Stompbox, Schlagzeug, Bass, Streicher, Percussion und Fagott werden als Werkzeuge ausgewiesen. Der Rest ist die Kunst der Gewichtung. Diver beherrschen sie perfekt.

Folkpop für die Welt

Und sie reihen sich damit mühelos irgendwo zwischen den stilbewussten Briten Mumford & Sons und den Hippies von den Fleet Foxes ein. Apropos Fleet Foxes: Hier eine mit viel Liebe zum Detail erarbeitete Persiflage der Band, die diese Woche durch die Auskennerblogs geisterte.

Aber es empfiehlt sich, erst nachher dort zu stöbern. Denn hier haben wir noch zwei Videos von Diver. Auch hier machen sie alles richtig. Geringe Mittel, gute Ideen – und genaue Beobachtungen, die den Ursprungsort dieser Musik von Lokalkolorit befreien und in einen Kontext für die ganze Welt stehen. Früher hätte man einer solchen Band ein Revival des Genres ihres Wahl gewünscht. Heute wünscht man ihr nur alles Gute. Angenehmes Wochenende allseits.

Diver „Summer“:

Diver „Illusions“: