Die Schauspielerin Kirsten Dunst hat sich also in die „Cirque Lodge“ in Utah begeben. Dort gibt es kaum Zivilisation, aber dafür sehr viel Gebirge in der nächsten Umgebung. Auf der Website gibt es einen Film über die Lodge. Ehemalige erzählen darin, wie sie beim Wandern und Klettern ihre Sucht losgeworden sind, davor kommt noch jenes Zitat von Henry David Thoreau, das seit dem „Club der toten Dichter“ die ganze Welt kennt: „Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben. Intensiv leben wollte ich, das Mark des Lebens in mich aufsaugen, um alles auszurotten, was nicht Leben war. Damit ich nicht in der Todesstunde inne würde, dass ich gar nicht gelebt hatte.“ Die folgenden Videosequenzen zeigen Innenarchitektur, die sehr teuer aussieht, und wer sich die 30 Tage dort leisten kann, darf sicher auch jederzeit auf einen Tisch steigen und rufen: „Oh Captain, mein Captain!“ Der Patient ist schließlich König.
Es sind ja auch schon viele berühmte Leute in der Lodge gewesen. Zum Beispiel hat dort schon Lindsay Lohan Kürbisse geerntet, und weil das ein lustiges Foto war, wurde der Welt einmal mehr verschwiegen, dass sie eigentlich eine ganz passable Schauspielerin ist. Ein paar Tage später ist damals übrigens auch Richie Sambora von Bon Jovi gekommen, aber ob die beiden viel Zeit miteinander verbracht haben, ist nicht überliefert. Und eigentlich ist es auch egal, denn wir wollen bei Kirsten Dunst bleiben.
Warum sie in die Klinik gegangen ist, weiß keiner so genau. Vielleicht, weil sie den Razorlight-Sänger Johnny Borrell an ihrer Seite vermisst. Vielleicht, weil sie wirklich Probleme hat. Oder vielleicht auch nur, weil die Partys beim Sundance Filmfestival so anstrengend waren, dass eine Suppenkur in der nächstgelegenen Entzugsanstalt eine naheliegende Entscheidung ist.
In Wahrheit ist der Grund ihres Aufenthalts auch völlig egal. Miss Dunst tut einfach nur jenen Schritt, der bei einer Dame ihrer Profession, ihres Alters (Mitte zwanzig) und ihrer Herkunft (USA) dieser Tage zu einer runden Karriere im Unterhaltungsgeschäft gehört. Sie hat öffentlich Böses getan (Alkohol, Nikotin und noch unaussprechlichere Dinge – Pfui Teufel!), also muss sie auch öffentlich dafür büßen. Danach darf sie die Cirque Lodge als geläuterte Sünderin verlassen. Die Moral hat gesiegt, Amerika ist zufrieden, die Welt ist um einen absurden Mechanismus der Celebrity-Kultur reicher. Und Ende des Exkurses zum Tag.