Vor gut drei Monaten habe ich hier über den tipping point im Zusammenhang mit dem Niedergang der gedruckten Zeitung nachgedacht, die Kinder von heute in einigen Jahren wohl nicht mehr kennen werden. Der Vollständigkeit halber hier noch ein paar Tatsachen aus den vergangenen Tagen und Wochen, um die damaligen Thesen abzurunden. Sie haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit – und sie sind nur ein Bruchteil des großen Weinens, das derzeit die Branche beherrscht:
ORF-Online etwa berichtete heute großzügig über den wohl aussichtslosen Kampf der Mitarbeiter des Berliner Verlags („Berliner Zeitung“) gegen ihren spar- und renditewütigen Eigentümer, den britischen Investor David Montgomery. Die Pariser Tageszeitung „Le Monde“ will 129 Stellen abbauen, um die 20 Millionen Euro Verlust von 2007 in den Griff zu kriegen. Die renommierte „Los Angeles Times“ baut 250 Stellen ab und reduziert ihren Umfang um 15 Prozent, weil die zusätzlichen Einnahmen aus dem Online-Geschäft die Print-Verluste bei weitem nicht decken. Und wie es derzeit in den USA außerdem um die Branche bestellt ist, die in den Worten des Pulitzer-Preisträgers Timothy Egan in der New York Times „die blutigste Woche des Jahres“ hinter sich hat, brauche ich hier nicht nachzubeten. Das haben die Kollegen von der Medienlese bereits erschöpfend getan.
Dort ist übrigens auch ein Videostream von MSNBC.com eingebaut, der vom Kahlschlag bei der „Chicago Tribune“ und anderen großen Verlagen erzählt. Der kleine Film erzählt in zwei Minuten und 30 Sekunden mehr als jeder gedruckte Leitartikel. Ich hätte ihn mit ein paar Mausklicks auch selber hier einbauen können. Ein paar Mausklicks, die für ein paar weitere ungelesene Zeilen in irgendeiner Zeitung sorgen – und damit auch wieder ein paar Mausklicks in Richtung tipping point.