Noch wurde in Wien ja keines dieser ominösen Autos gesichtet, die Kameras auf dem Dach montiert haben und durch jede Straße der Stadt zuckeln. In deutschen Städten ist das anders, denn dort ist der Suchmaschinenkonzern Google bereits emsig darum bemüht, die Straßenzüge für „Google Maps“ zugänglich zu machen. Bei vielen anderen Metropolen – vor allem in den USA – ist das bereits geschehen. Und wer zum Beispiel einmal kurz in Los Angeles oder sonstwo vorbei surft, um dort virtuell einer Straße entlang zu spazieren, die man schon einmal in realiter beschritten hat, muss zumindest zugeben, dass Google da ein sehr hübsches Feature entwickelt hat.
Wie so viele Aktivitäten von Google erregt die Streetview-Funktion auch viele Datenschützer, derzeit vor allem Deutschland, weil dort dieser Tag emsig fotografiert wir. Ein Eingriff in den höchstpersönlichen Lebensbereich sei das – und damit genau so verwerflich wie archivierte Suchanfragen und all die anderen aufgezeichneten digitalen Spuren, die wir bei unserem täglichen Leben im Netz hinterlassen.
Nur schert sich die Generation, die nun ihr tägliches Leben online abwickelt, einen Dreck um den Schutz ihres höchstpersönlichen Lebensbereiches. Sie trägt ihr Innerstes nach außen, verrät im Facebook-Profil, mit wem sie gerade schläft, berichtet auf Youtube vom letzten Vollrausch – oder fühlt sich nur dazu berufen, ein paar Zeilen in einem persönlich gebrandeten Weblog zu publizieren. Und das Perfide dran: Alles auf diesem Weg Veröffentlichte lässt sich nicht mehr zurück nehmen. Es wird in der Millisekunde archiviert, verbreitet, zitiert, remixt oder sonstwas. Erst, wenn weltweit und für immer aller Strom abgeschaltet wird, ist es weg.
Weil es wahrlich ein Betrug am hier gewählten Format wäre, die gesammelten Postings auf dieser Seite auszudrucken und in eine papierenes Archiv zu heften, dauert es hoffentlich noch ein bisschen, bis es so weit ist. Und sollte tatsächlich jemand mein Surfverhalten analysieren wollen, habe ich nur eine Bitte: die Auswertung der Daten hätte ich auch gerne. Das interessiert mich nämlich auch.