Also schrieb Michael Fleischhacker in der Presse: „Die Menschen empört nicht so sehr, dass Herr Meinl möglicherweise gegen das Aktiengesetz verstoßen hat. Sondern dass er so unverschämt reich ist und das so unverschämt gern zeigt.“ Das ist Blödsinn.
Die Menschen sind – abgesehen von den üblichen Neidreflex-Opfern, den rund 20 Prozent potenziellen Strache-Wählern – nicht so blöd, wie Fleischhacker glaubt. Die Menschen empören keine Statussymbole allein, sondern die skandalöse Optik, die sich eben ergibt, wenn jemand unter dem Verdacht steht, Anleger über den Tisch gezogen zu haben, und dann ohne mit der Wimper zu zucken 100 Millionen Euro als Kaution auf den Tisch legt.
Und die Menschen empören in diesem Fahrwasser mittlerweile auch Kreaturen, die in Österreich bisher unantastbar waren: Leute wie Karl-Heinz Grasser zum Beispiel, den ehemals schönsten Finanzminister Österreichs, der vor nicht allzu langer Zeit mit Hilfe der Kronen Zeitung zu einem Traum von Schwiegersohn hochstilisiert worden war.
Sicher, Grasser hat aus heutiger Sicht nichts verbrochen. Sicher, seine Tätigkeit bei „Meinl International Power“ war nur ein Job wie jeder andere auch. Und sicher, sein Jachtausflug damals mit Wolfgang Flöttl und Julius Meinl V. war auch nur ein Zufall.
Doch der Sog um Meinl, der dereinst wohl als Killer seines klingenden Familiennamens in die Geschichte eingeht, ist auch ein Sog, der sich aus der globalen Unzufriedenheit mit dem undurchsichtigen Tun von Investmentbankern speist. Und der wiederum macht keinen Halt vor Grasser, seinem lächerlichen Anspruch auf Glamour, seinem sicheren Drang zum Fettnapf.
Die zutiefst österreichische Figur KHG wirkt rückblickend – aufgrund der Biografie nicht ganz korrekt, ich weiß – wie der Prototyp eines opportunistischen Bankers, der deshalb so erfolgreich ist, weil er immer an seinen persönlichen Vorteil denkt. Und KHG wirkt wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, eine Lachnummer, der auch bei hieb- und stichfesten Beweisen keiner mehr glauben wird, dass sie nichts Unrechtes getan hat.
So gesehen reicht es mir persönlich sogar, wenn Grasser nichts mit der Causa Meinl zu tun hat. Seine Zeit als erfolgreichster Schönling Österreichs ist auch so vorbei.