Walter Krivanek, VividVisions.com, cc-by-nc-sa Die soeben gegründete Plattform für Offene Kultur will kollektiv ein Urheberrecht erarbeiten, das dem Web-Zeitalter gerecht wird. Eine verdammt gute Idee.

Es begann gestern und mit einem Tweet von Helge Fahrnberger. „Gegenplattform gegen „Plattform Geistiges Eigentum“? Wer macht mit? http://tr.im/ta7u #GGGE – please RT“ schrieb er. Den Grund für diese Zeilen erläuterte er wenig später in seinem Blog.

Er stößt sich darin am Begriff „Geistiges Eigentum“, der dieser Tag von der Verwertungsindustrie gerne für Lobbying in eigener Sache missbraucht wird, um auch im Zeitalter veränderter Mediennutzungsgewohnheiten und veränderter Medienproduktion so zu tun, als befänden wir uns noch in einer Zeit vor ungefähr 20 Jahren: kein Netz, keine Blogs, keine Creative Commons, keine Probleme.

Es ist eine unangenehme Mischung, die derzeit das Lobbying in dieser Causa bestimmt. Verwertungsindustrien, die sich als Anwälte der Produzenten gerieren, aber in Wahrheit nur um ihre Existenz fürchten. Ein Urheberrecht, das tatsächlich davon ausgeht, dass es so etwas wie geistiges Eigentum gibt, das bis in alle Ewigkeit geschützt gehört. Und ein immer tieferer Graben zwischen den Digital Natives und jener Generation, die noch nicht mit dem Netz sozialisiert wurde. Leider sitzt letztere allerdings am längeren Ast, wenn Teenager wegen ein paar herunter geladener Songs auf Millionen verklagt werden. Oder wenn Google verteufelt wird, weil das Unternehmen das tut, was sich sonst niemand leisten kann: vergriffene Bücher digital verfügbar zu machen, anstatt sie in Vergessenheit geraten zu lassen.

Das – und damit nenne ich nur eine Absurdität der Diskussion – wird dann von den Bewahrern veralteter Urheberrechtsdefinition als Diebstahl hingestellt. Lieber vergessen als gelesen, eine von vielen tollen Ideen fürwahr.

Aber ehe ich zu sehr abschweife: Fahrnberger ärgert das alles wohl noch mehr wie mich, denn er hat nun die Plattform für Offene Kultur gegründet – als notwendigen Gegenpol zu „Plattform Geistiges Eigentum“. Jeder, dem etwas an einem vernünftigen und heutigen Urheberrecht liegt, sollte mitmachen.  Warum? Das steht auf der Website.

Wir sind nicht gegen Urheberrecht, sondern für ein Urheberrecht 2.0. Welche Alternativen zu geltendem Recht bestehen, wird derzeit in diesem Wiki kollaborativ erarbeitet.

Es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich hier zu diesem Thema gebloggt habe.