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Eigentlich reicht ja ein Satz: Diese Platte ist saugut. Oder ein zweiter: Sie stimmt von vorne bis hinten. Oder ein dritter: Sie muss sein. Aber weil die fünf Herren von Ja, Panik mit „The Angst And The Money“ ein so ein vielschichtiges Kunstwerk geschaffen haben, gehören die ersten Ideen dazu doch ein bisschen genauer geordnet.

Immerhin wird im Zusammenhang mit dieser Platte und dieser Band schon seit geraumer Zeit sehr viel „Hurra“ geschrien. Spex-Cover, Dylan-Erörterungen im Falter, Querverweis zu einer aktuelle Debatte, die Martin Blumenau losgetreten hat und auch auf ZiB21 reflektiert wird (hier und hier).

Und perfiderweise lösen diese Platte und diese Band all das ein, was geschrieben und erzählt wird. Ach was: Sie sind sogar noch viel origineller in ihrem Lifestream aus Assoziationen und Zitat-Fetzen, aus dem sich dann die elf Songs von „The Angst And The Money“ schälen.

Es klingt alles sehr großspurig hingeschissen, folgt aber wohl einem Masterplan. Denn immerhin steckt hinter „The Angst And The Money“ eine große Idee, die Thomas Schleicher im Video zu „Alles hin, hin, hin“ vor Beginn des eigentlichen Songs verliest.

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Auch hier könnte man diesen blassen Kerlen vorschnell Großkotzigkeit unterstellen, weil ihr verschwurbeltes Manifest weh tut und hart an der Grenze zur Persiflage entlang schrammt. Aber da täte man ihnen unrecht, denn sie lösen ein, was sie sagen: Sie wollen die Welt nicht mehr so wie sie ist. Sie scheißen auf sie, auf ihre Langeweile und ihr absurdes, dem Geldverdienen und Geldausgeben gründendes Regelwerk. Sie bringen das Unbehagen auf den Punkt, das einen hier (also in Österreich) und da (also im Rest der Welt) dieser Tage immer wieder befällt. Das österreichische Idiom, das der Sänger Andreas Spechtl auch bei den vielen englischen Songzeilen nicht verbirgt, kommt ihnen dabei sogar noch entgegen. Es bringt nämlich den Grant über die Verhältnisse und das Leben noch viel schöner auf den Punkt als das polierte Hochdeutsch von Jochen Distelmeyer, der auch gerade eine neue Platte veröffentlicht hat, und in dessen Nähe die Rezensenten die Mashup-Poesie von Ja, Panik daher gerne rücken.

Kann schon stimmen, aber diese Band ist besser und näher dran. Diese Band verkörpert all das, was der angeblich so verödeten Generation 20-29 fehlt – und das nicht nur wegen des gerade so passenden Alters ihrer Mitglieder: die Wut über bestehende Verhältnisse, das Fordern neuer, das schillernde Scheitern an den eigenen Ansprüchen.

Dem kann man sich nur mit hemmungslosem Glück anschließen. Wer das nicht spürt, ist hoffnungslos verloren.

Und damit Ende der Euphorie. Ich muss jetzt arbeiten gehen und Geld verdienen.