Die tun was: Wie die Studentenproteste in Wien zu einer nationalen Bewegung wurden. Und warum das gut ist.
Die Studentenproteste bleiben also vorerst. Im Wiener Audimax, das so gut als synbolischer Ort taugt. Oder in Graz. Oder in Linz, wo möglicherweise auch gerade die Übernahme eines Hörsaals bevorsteht, wie ich gerade den Twitterstreams zur Causa entnehme.
Das freut mich nicht nur, weil ein Protest mehr erfrischt als die alltägliche Langeweile, sondern weil hinter diesem Protest mehr steht als eine bloße Unmutsäußerung über den Zustand der Bildung in Österreich. Er ist – so wie eben von Robert Misik im Livestream geäußert – eine klare Ansage, so nicht mehr regiert werden zu wollen. Eine klare Ansage, die sich den definitionsmächtigen Älteren in Österreich widersetzt, die ihr Altern mit Vernunft und Akzeptieren des Status Quo gleichsetzen. So wie es der scheidende Wissenschaftsminister Johannes Hahn tat, der in großväterlicher Art formulierte: „Diese Verhaltensmuster gehören zu einer Studentenkarriere.“
Es ist leicht, so einen Satz zu erklären. Diese Verhaltensmuster gäben sich schon mit dem Älter- und Vernünftigerwerden, kann er weitergedacht lauten. Wie perfide es ist, dass sich eines der Ziele des Unmuts – Hahn eben – sich zuerst der Debatte nicht stellt und erst dann Stellung nimmt, als die für ihn persönlich weitaus wichtigere Personalentscheidung durch ist, lasse ich hier einmal außen vor.
Verdächtig und unvernünftig zu sein – das ist es, was Studenten gerne vorgeworfen wird, wenn sie nicht brav studieren. Selbstorganisation von Protest mit den Mitteln des Digital Natives ist da gleich noch verdächtiger und unvernünftiger. Er stellt alte Reviere in Frage: die der klassischen Medien, die in der Berichterstattung hinterher hinken (der Standard.at darf hier als Ausnahme nicht unerwähnt bleiben). Und er braucht keine Parteien, egal ob nationale oder deren studentische Entsprechungen. Da tun sich viele schwer, das zu akzeptieren und brandmarken die Studenten im Audimax kollektiv als „Partysanen“ (Kurier), die vor lauter Bier zu keiner inhaltlichen Forderung kommen.
Blöd nur, dass die Partysanen, denen kaum einer mehr als eine Nacht im Audimax zugetraut hat, mittlerweile kollektiv und mit den Mitteln des Web 2.0 diverse virtuelle Sprachrohe geschaffen haben, die einen schlichtweg nur beeindrucken müssen. Egal ob die Website unsereuni.at oder die Reden aus dem dem Livestream aus dem Audimax – das ist schon nicht schlecht für eine Ansammlung besoffener Partysanen, die brave Studenten mit ihrem subversiven Tun beim Einhalten der Regelstudienzeit stören.
Und weil manche Kommentatoren noch immer nicht verstanden haben, worum es hier geht, habe ich noch folgendes Video eingebettet. Das sollte helfen.
Im Übrigen noch eine Bitte: Wer Blogbeiträge und Videos zum Thema hat und auch auf ZiB21 veröffentlichen möchte, möge sich bitte bei uns melden. Wir verbreiten sie gerne.