vampire_weekend_Esther_White-
Vor  einem Jahr waren Vampire Weekend die fetteste Sau, die durchs Indierock-Dorf getrieben wurde. Mit dem zweiten Album ist die Sau zum Glück zierlicher geworden.

Beginnen wir bei David Lettermans Anmoderation für Vampire Weekends Auftritt in seiner Late Show, den ich unten eingebettet habe. Er verweist darin auf ihr„sophomore Album“ namens „Contra“. „Sophomore“ ist ein Begriff, dem sich die Kollegin Kolisch hier schon klüger gewidmet hat als ich es je könnte. Belassen wir es für uns österreichische Idioten daher lieber bei der ungenügenden Übersetzung, dass es sich hierbei ums zweite Album handelt. Das nach dem Hype erscheint, den die Band vor einem knappen Jahr mit ihrem Debüt ausgelöst hat – und das gemeinhin als schwierig gilt.

Nur sind mir die Schwierigkeiten einer Band aus New York reichlich egal, vor allem wenn sie wie bei „Contra“ eh in keinem Ton zu hören sind. Im Gegenteil, ich schätze es, wenn sich jemand gehörig plagt, um mir Freude zu bereiten.

Und was für eine, denn es muss einmal mehr sein, dem im Rückblick zusehendes unselig klingende Indie-Gitarren-Geschrammel der Nullerjahre eine virtuose Note zu bescheren. Wer sich dem Ruppigen und Hingeschissenen des Punk verpflichtet fühlt, neigt zwar im ersten Reflex dazu, das Quartett als Klugscheißer-Truppe aus gutem Haus abzutun, die ihrem Sound wichtigtuerisch mit afrikanischen Rhythmus-Mustern ausstatten – und vielleicht stimmt das sogar ein bisschen. Trotzdem war die Idee mindestens so gut wie die von Paul Simon anno 1986 mit „Graceland”, als solche Experimente noch als Friede-Freude-Eierkuchen-Weltmusik durchgingen, der viel dem damaligen Zeitgeist geschuldet war. Zur Erinnerung: In so gesehen wohl nimmer aus, aber die Ehre, zu den gewiefteren Songschreibern dieser Tage zu gehören, wird ihnen wohl auch reichen. Vor allem, weil sie ihre Musik nicht mit Weltmusik-Esoterik ausstatten, sondern sich bloß jenen Rhythmen widmen, die ihnen Spaß machen und dazu noch eine gehörige Portion melodiösen Kitsch garnieren, die auch den Beach Boys vor vielen Jahrzehnten gut zu Gesicht gestanden wäre.

So gesehen ist „Contra“ ein wundervolles Album, um mit dem Schneetreiben draußen vor der Tür zurecht zu kommen. Es wärmt. Man möchte einen Cocktail dazu trinken. Und man ist sogar gewillt, den Autotune-Käse beim Song „California English“ zu verzeihen, der wohl ironisch gemeint ist. Meine Herren, Sie lesen mich also nicht: Die Ironie ist bekanntlich tot.

Vampire Weekends „Contra“ bei Amazon downloaden