Gil Scott-Heron im Video zu "Where Did The Night Go"

Nach 16 Jahren Pause hat Gil Scott-Heron ein neues Album veröffentlicht. Es konzentriert sich ganz auf seine Stimme. Eine gute Idee.

Es ist natürlich vor allem eine tolle Geschichte. Vor 16 Jahren ist das letzte Album von Gil Scott-Heron erschienen, einem wortgewaltigen Dichter und Sänger, der mit Liedern wie „The Revolution Will Not Be Televised“ Soul, Funk und Black Power zuammenführte wie kein anderer und nebenbei wegen seiner Spoken Word-Stücke auch als Wegbereiter des Rap gilt. Danach hat er die meiste Zeit im Konflikt mit dem Gesetz verbracht, wegen Drogengeschichten, die in bedrückender Nähe zu seinen früheren Texten standen. Gil Scott-Heron war damit ein gefallener Held von vielen, kultisch verehrt zwar, aber trotzdem abgeschrieben.

Doch Richard Russell, Chef des britischen Labels XL, hatte eine Idee. Er besuchte Scott-Heron im Gefängnis und versprach, nach der Entlassung mit ihm ein Album zu produzieren. Das ist nun erschienen, heißt „I’m New Here“, dauert gerade einmal 28 Minuten und darf trotzdem als tolles Comeback gelten. Aus zwei Gründen: Wegen der hier schon erzählten Geschichte, die einen ein wenig an Rick Rubins erfolgreiche Reanimation von Johnny Cash erinnert. Und wegen der musikalischen Neuausrichtung, die Russell ihm verordnet hat.

Neues Liedgut aus Gil Scott-Herons Feder sucht man hier abseits von vier Gedichten und dem beeindruckend bedrohlichen „New York Is Killing Me“ vergeblich. Stattdessen gibt’s Coverversionen: Bobby Blands „I’ll Take Care Of You“, Robert Johnsons „Me And The Devil“ und den Titelsong „I’m New Here“ der amerikanischen Band Smog. Alle verzichten auf die erwartbare Soul- und HipHop-Ausstattung, sondern bereiten mit spärlicher akustischer Instrumentierung und elektronischem Fiepen die Basis für Scott-Herons erdrückend intensive Stimme, mit der er vom Horror seines Alltags erzählt.

Lebensfreude hört sich zwar anders an, aber so beherzt wie der alte Herr hier seine Teufel austreibt, muss man ihm einfach nur begeistert zuhören. Und vor allem: Diese 28 Minuten können nicht alles gewesen sein. Schließlich hat damals auch Rick Rubin ganze vier Alben der American Recordings-Serie aus dem schwer kranken Johnny Cash heraus geholt.

Gil Scott-Herons „I’m New Here“ als Stream auf der Guardian-Website»