Was bedeutet das, wenn ein neues Album allerlei Vergangenes aufwärmt? In diesem Fall viel Gutes.
Ohne Danger Mouse wäre die Welt natürlich auch keine schlechtere als sie ist – aber ohne diesen Produzenten, der im richtigen Leben Brian Burton heißt, wäre sie zumindest um ein paar tolle Musiken ärmer. Das letzte Gorillaz-Werk zum Beispiel, für das er mit Damon Albarn verantwortlich war. Oder die genialisch uncoolen Black Keys mit ihrem Bluesrock. Oder das Gesamtkunstwerk Dark Night Of The Soul – ein guter Anknüpfungspunkt, um über die Broken Bells zu reden. Auf einem Song zu Dark Night Of The Soul sang nämlich James Mercer von den Shins, einer hoch geschätzten Rockband mit Hang zum Weinerlichen.
Die Shins sind für mich untrennbar mit dem Film „Garden State“ von Zach Braff verbunden, den ich vor einigen Jahren in einer Pressevorführung gesehen habe und dann doch in keiner Form in jenes Blatt gerückt habe, mit dessen Befüllung ich damals den Großteil meines Geldes verdiente. Warum, weiß ich nicht mehr, denn der Film hätte es eigentlich verdient, und die Shins in dieser Szene ergeben auch ihren Sinn.
Mercer jedenfalls hat seine Band derzeit auf Eis gelegt und sich mit Danger Mouse zusammengetan, um als Broken Bells herumzuprobieren (schon dem Namen nach sind hier keine himmelhoch jauchzenden Hymnen zu erwarten). Nach der Ankündigung zu diesem Zusammenschluss vor ein paar Monaten (begleitet von Raunen in Dorf Indie), gab’s alsbald eine Website, mit der sich das Duo ein wenig unter Erfolgsdruck setzte, und nun steht dort zu lesen, dass Anfang März ein Album erscheinen wird.
Ein Song davon, „The High Road“, ist bereits als Download erhältlich, auf Myspace ist ein weiterer („Vaporize“) zu hören, und der Rest des Albums steht Privilegierten wie mir seit ein paar Tagen in einem Online-Player der Plattenfirma zur Verfügung – ein zweifelhaftes Privileg übrigens, denn die Tonqualität ist miserabel, und ich habe was gegen miserable Tonqualität.
Doch bei den Broken Bells hat sich das Hadern mit den Widrigkeiten der Musikbemusterung 2.0 tatsächlich gelohnt, denn den Herren Mercer und Dangermouse ist da ein kleines Juwel gelungen, das dort anknüpft, wo „Dark Night Of The Soul“ aufgehört hat – am Schnittpunkt von Metropole und Provinzstadt, von Los Angeles und Portland, Oregon, von Clubs mit Four to the floor-Diktatur und Gitarrenspiel vorm Komposthaufen (nicht gelogen, das kann man hier durchaus rauslesen, wenn man nur will).
Danger Mouse war immer schon dann am besten, wenn er das Beste zweier Welten kombinieren konnte. Und mit James Mercer scheint er einen ähnlich perfekten Partner gefunden zu haben wie damals in Damon Albarn. Mit letzterem erschuf er tollen Pop, mit ersterem frönt er der steten Melancholie. Mercer weiß als versierter Songwriter, wie er die Geschichten dazu erzählen kann. Und Burton weiß als versierter Produzent, die entsprechende Stimmung zu verstehen und zu verstärken. So ist kein Album entstanden, das mit wenigen Höhepunkten angibt, sondern als Ganzes gehört werden muss. Dann wächst es sogar trotz mühseligen Players zur großer Wucht. Und was es mit mir anstellen wird, wenn ich es in angemessener Qualität um die Ohren gehaut bekomme, freut mich schon jetzt.