Robert Misik hat ja vielleicht eh recht. Sollen die doch ihre Krimhild Rosenkranz aufstellen, wie er sagt. Sollen die uns ruhig weiter damit unterhalten, dass sie ihre Töchter Hildrun oder Sonnhild genannt haben. Sollen die doch dafür sorgen, dass wir dereinst als Hort der Gaudinazis in die Geschichte eingehen.
Ja, Gaudinazi statt Kellernazi. Es handelt sich hier nämlich um eine sehr österreichische Spezialität, von der auch britische Comedians endlich einmal hören sollten – egal, ob sie nun alte Hasen wie John Cleese oder neue Stars wie Dylan Moran sind. Britische Comedians haben ein Faible für Deutsche, weil diese immer Lacher bringen (Siehe etwa Cleeses Klassiker aus Fawlty Towers, dem ich auch obigen Screenshot verdanke, oder Morans Exkurs über Germany), aber in Wahrheit treffen sie mit ihrem Spott immer die Falschen. Zum Beispiel jene, die ihre Geschichte kennen und sich ihr täglich stellen (also Deutsche). Oder jene, die noch immer aufarbeiten anstatt im Wald mit ein paar Freunden in Uniform ein paar Jugendsünden zu begehen (also Deutsche).
Die geeigneteren Opfer des Spotts leben eigentlich weiter südlich. Sie stellen jemanden wie Barabara Rosenkranz als Kandidatin für die Wahl zum Bundespräsidenten auf. Sie lassen sich vom greisen Herren einer großen Tageszeitung zuerst dafür loben und dann einen Tadel verpassen, weil die Kandidatin (Überraschung!) das NS-Verbotsgesetz in Frage stellt. Und sie beweisen damit einmal mehr, dass in diesem Land nicht mehr recht viele herumwurschteln, die alle Sinne beisammen haben.
Nicht bloß, dass es nicht angeht, wenn ein Zeitungs-Greis diktiert, wer das rechte Lager vertreten soll. Und nicht bloß, dass die Predigt des Greises, die werte Frau Rosenkranz möge sich doch in aller Deutlichkeit von ihren Aussagen distanzieren, für Aufregung in allen Lagern sorgt, weil sie dem Greis so viel Macht zuschreiben, dass dieser Vorgang tatsächlich potenzielle Wähler davon treiben könnte.
Es ist auch ein weiteres Kapitel im schlampigen Umgang mit der NS-Zeit. Eh wurscht, sagen die einen. Eh lustig, sagen die anderen. Doch beide Argumente – das resignierende wie das ironische – sind der Grund dafür, dass in Österreich Gaudinazis fröhliche Julfeste feiern können, ohne dabei nennenswerten Widerspruch zu erfahren. Die Resignierer wenden sich ab in Grauen, gehen weg oder stecken gleich hier den Kopf in den Sand. Und die Ironiker helfen, mit ihrem Wir-wissen-es-ja-eh-besser-Gestus den Status Quo noch fester zu zementieren.
Ironie ist zwar eine tolle Sache, doch einer Phalanx aus Kronen Zeitung und Rosenkranz kann sie nicht beikommen. Vor allem, wenn die Realität absurder ist als jeder Gag es je sein könnte.