Zwei ehemals recht stilsichere Briten gingen in die Landdisco. Das war leider keine gute Idee.
Bei Goldfrapp handelt es sich um ein Duo bestehend aus der namensgebenden Alison Goldfrapp und dem Produzenten Will Gregory. Aber weil Frauen meistens hübscher als Männer sind, wird Goldfrapp gemeinhin über die bereits genannte Frau Alison wahrgenommen. Sie bestreitet die Videos. Sie steht vorne, wenn die Band live spielt. Sie ist Goldfrapp.
Und als solche war sie schon recht viel: bei ihrem ersten Album „Felt Mountain“ zum Beispiel eine Art Waldfee auf Ennio Morricone. Vor zehn Jahren war das, ich schrieb damals noch gegen Geld CD-Kritiken anstatt in einem Blog nicht gelesen zu werden und durfte „Felt Mountain“ nur im Büro der zuständigen Plattenfirma hören, weil das Duo als heißester Scheiß made in UK galt. So etwas durfte selbstverständlich nicht außer Haus gelangen. Der zuständige Herr von der Promotion saß daher dabei und wiegte mit geschlossenen Augen seinen Kopf, um die Erhabenheit dieses Moments zu unterstreichen.
Eine Erinnerung, die bei jedem neuen Goldfrapp-Album hochkommt (Frau Alison wurde übrigens über die Jahre von der Waldfee zur Disco-Queen), wohl weil sie die kleinen bizarren Auswüchse so schön illustriert, die aufgeregte Musik-Promotion oft mit sich brachte. Aber ich rechne dem Herren von damals hoch an, dass er mir dann schließlich doch eine CD zugesteckt hat. Ich habe sie wie versprochen nicht weitergegeben und sie steckt trotz zweier Übersiedlungen noch immer in einer der Schubladen mit der G-Musik.
Die Disco-Queen hat Alison Goldfrapp auf dem neuen Album „Head First“ zwar beibehalten, dabei aber kräftig umgeschminkt. Das Resultat dieser Kur klingt so wie ein Prinzessin-Lillifee-Soundtrack für Erwachsene, die sich gerne an früher erinnern: Pink. Mit guter Laune von klinischer Reinheit. Und mit Glitzerlippenstift bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Aber vor allem klingt das sehr rührend, weil Goldfrapp tatsächlich eine völlig ironiefreie Hommage an Achtziger-Disco-Pop europäischer Prägung wagen , als an Giorgio Moroder, Harold Faltermayer, Abba und all das andere Zeug, das einem in der Sekunde die Ohren verklebt.
Als sich vor drei Jahren Hugh Grant in der Komödie „Mitten ins Herz“ dieser Fußnote der Popgeschichte widmete, ging das noch als mittelmäßiger Witz durch. Wenn Goldfrapp das nun vollen Ernstes tun, geht das in die Hose. Als weichem Fladen statt als heißem Scheiß. Da hilft es nicht einmal, die Augen zu schließen. Auch deshalb, weil jetzt noch ein Video kommt: