Die Suchmaschine Google möchte gerne in China bleiben. Der Kampf gegen die Zensur wird darunter allerdings leiden.
Wenn Google heute in China seine Lizenz zum Betreiben einer Suchmaschine verlieren sollte, hat der Konzern zwar seinen guten Ruf als Verfechter der Informationsfreiheit gewahrt, aber einen riesigen Markt in Asien verloren.
Bisher war es ja so: Wer Google.cn ansurfte, die chinesische Version der Suchmaschine, wurde auf google.com.hk umgeleitet, also auf die Server in Hongkong, wo nach der Doktrin „ein Land, zwei Systeme“ keine Zensur zu befürchten war. Diese Lösung existiert seit März, als Google sich wegen Hackerangriffen aus China zurück gezogen hatte (ZiB21 berichtete).
Heute wird entschieden, ob Googles Lizenz, eine chinesische Suchmaschine zu betreiben, von Peking verlängert wird. Um die Wogen zu glätten, hat das Unternehmen ein bisschen Kosmetik betrieben. Die Weiterleitung wurde gelöst, google.cn schaltet nun erst nach einem Mausklick nach Hongkong (siehe dazu auch diesen Blogpost des Google-Chef-Juristen David Drummond zum Thema).
Klingt absurd und ist es auch. Doch es handelt sich hier wohl um Diplomatie auf höchstem Niveau, ein erstes Einlenken, denn wenn die Lizenz verlängert wird, so Drummond, sei die Weiterleitung gänzlich Geschichte. Google bliebe damit im Milliardenmarkt China ein großer Player.
Und abseits aller Beschwörungen von Freiheit und Kampf gegen die Zensur ist es wohl allein das, was für Google zählt. Die Konkurrenz in China ist nämlich bereits riesengroß. Und was das erfolgreiche Adaptieren und Kopieren von Diensten angeht, die andere ersonnen haben, macht dem Land keiner was vor.
So scheint es, dass auch Google nichts anderes übrig bleibt, als sich mit dieser Tatsache zu arrangieren – und auch damit, dass es um die Freiheit des Internet nicht immer so bestellt ist, wie es die Firmenphilosphie des „Don’t be evil“ gerne hätte.