Die vielleicht beste HipHop-Band der Welt will wieder mehrheitsfähig sein. Das tut ihr ziemlich gut.
Es gibt viele Gründe, die Roots zu lieben. Zum Beispiel wegen ihrer Konzerte, weil sie die vielleicht die am besten geeignete Band sind, HipHop für Rockfestivals zu übersetzen. Zum Beispiel wegen ihres Jobs als Liveband in der Jimmy Fallon-Show, wo sie schon Hot Chip, Eminem und viele andere kongenial begleitet haben. Zum Beispiel wegen ein paar ewig gültiger Songs, das Duett „You Got Me“ mit Erykah Badu oder das Cover „The Seed 2.0“ etwa. Zum Beispiel wegen ihrer Arbeit für andere, für Al Greens Album „Lay It Down“ vor allem. Und zum Beispiel wegen ihres neuen Albums „How I Got Over“.
Das bringt alles auf den Punkt, wofür die Roots heute stehen. Sie sind musikalisch wie gesellschaftspolitisch geschichtsbewusste HipHopper, die sich nach zwei spröden und düsteren Alben wieder mehr Gefälligkeit gönnen. Und das schönste daran ist, dass dieses Album einmal mehr alles das nicht ist, was heutigen HipHop so auszeichnet.
Kein Pflicht-Auftritt von Rihanna drauf (den Job erledigt die ungleich verführerischere Joanna Newsom mit einem kleinen aber umso klüger eingesetzten Sample in „Right On“), kein Überproduzent an Bord (den Job beherrscht Drummer und Chef ?uestlove ohnehin besser), keine Anbiederung an gängige rhythmische Muster, die ohnehin nur den elenden Gleichklang des HipHop-Mainstreams spiegeln.
Stattdessen gibt’s hier reichlich wärmende Seelenmusik, viele tolle Kollaborationen (wie das Remake des Monsters Of Folk-Songs „Dear God“), einen Publikumshit mit John Legend („The Fire“, die Roots produzieren übrigens dessen neues Album) und überall ein beeindruckendes Feuerwerk an Ideen, das beweist, wie wenig die innovative Kraft des HipHop anderswo genutzt wird – und wie mehrheitsfähig sie sein könnte.
Sagen wir es so: Es könnte sich hier tatsächlich um das beste Album für diesen Sommer handeln.