BP im Golf von Mexiko: Ein T-Shirt aus besseren Tagen. Foto: Josh Hill | flickr.com/jbhill, Lizenz: CC BY 2.0

Egal, wie teuer die Ölpest noch wird – BP darf nicht pleite gehen. Droht hier ein weiterer Bail Out aus Steuergeld?

Seit die Londoner Tageszeitung The Times – in einem aufgrund ihrer Paywall nicht zu verlinkenden Bericht – nebulos davon erzählt hat, dass sich die britische Regierung mit einem Notfallplan auf den Zusammenbruch von BP vorbereitet, wird allerorten heftig über die Gründe für diesen Schritt debattiert (siehe dazu die Links am Ende des Textes)

Der Grund für diese Aufregung ist schnell erklärt: BP gilt als einer der großen Fünf der Ölbranche als ähnlich systemrelevant wie weiland die Investmentbank Lehman Brothers. Wenn BP untergeht, reißt der Konzern daher möglicherweise gleich die ganze Weltwirtschaft aus ihrer sanften Erholung, von der derzeit viele träumen. Und das, obwohl BP keine Kredite an andere Unternehmen vergibt und daher keine gesamtwirtschaftlich unersetzliche Rolle für sich in Anspruch nehmen darf, wie wiwo.de erklärt.

Das Problem liegt hier ganz woanders: BP gehört zu den wichtigsten britischen Konzernen. Die Dividende, die der Konzern ausschüttet, ergibt etwa ein Siebtel der Einnahmen, die britische Pensionsfonds von den größten Unternehmen des Königreichs beziehen. Ginge BP über den Jordan, wären zahllose Pensionen in Gefahr. Und für die Psychologie der Märkte – ein wichtiger Faktor in der Weltwirtschaft – wäre eine Insolvenz ebenfalls von großem Schaden.

Was dann wiederum zur Frage führt: Könnte es tatsächlich sein, dass auch der durch einen folgenschweren Unfall in Bedrängnis geratene Ölkonzern BP „too big to fail“ ist und durch einen staatlichen Bail Out gestützt werden muss, der sich letztlich aus Steuern finanziert?

Und wäre damit auch BP – im Übrigen ein in Sachen Steuersparen sehr versierter Konzern – ein weiteres Indiz für die Fehlbarkeit des globalen Kapitalismus, dessen mächtigste Akteure einmal mehr darauf setzen können, im Notfall von steuerfinanzierten Hilfsprogrammen am Leben erhalten zu werden?

Die Fakten dazu bleiben leider noch recht dürr. Fest steht, dass jeder Notfallplan – egal ob staatlich oder vom Konzern betrieben, der etwa einzelne Geschäftsbereiche verkaufen könnte – mit einer großen Unbekannten besetzt ist: den tatsächlichen Kosten der Ölpest, die mal auf 30, mal auf 100 Milliarden Dollar geschätzt werden. Die bergen ein langfristiges Risiko, was zumindest potenzielle staatliche Retter nervös machen müsste.

Es macht aber nicht einmal die Anleger nervös, denn BPs Aktienkurs hat sich zwar seit dem Untergang von Deepwater Horizon halbiert, doch die BP-Aktien stiegen am Dienstag im New Yorker Handel um fast neun Prozent (Mehr dazu auf derstandard.at). Der Konzern hatte mitgeteilt, die durch die Ölpest entstandenen Kosten ohne die Ausschüttung neuer Aktien stemmen zu können. Und Analysten, so verrät SPIEGEL ONLINE, raten noch immer zum Kauf von BP-Aktien.

Soll heißen: Auch wenn die britische Regierung bereits an Notfallplänen bastelt, trauen die Börsen BP noch immer eine Rettung aus eigener Kraft zu. Diese Logik nimmt selbstverständlich keine Rücksicht auf Umweltschäden und Folgen für die Menschen vor Ort. Und diese Logik nimmt auch keine Rücksicht darauf, dass der Untergang von BP gesund sein könnte.

Der Ölmarktanalyst Jeff Rubin etwa erwartet sich von einer eventuellen Pleite BPs in diesem Interview mit dem Standard mittelfristig eine längst überfällige Neuordnung der globalen Wirtschaft. So gesehen wäre es nicht einmal mehr zynisch, die Ölpest als historischen Glücksfall zu betrachten. Aber wie gesagt: Die Fakten zur Zukunft von BP bleiben dieser Tage noch recht dürr.

Quellen und weiterführende Links: