Eine kleine Erkenntnis zu Prince, der mir in ein paar Stunden ein paar gute Stunden bescheren wird.
Jetzt ist Prince also wieder einmal in der Stadt. Es ist damit zu rechnen, dass er eine gute Show spielen wird, weil er eigentlich immer gute Shows spielt und diverse Berichte (etwa hier und hier) das auch nahe legen. Und es gilt als erwiesen, dass wir es hier mit einem begnadeten Unterhalter zu tun haben, der sich über die Jahre vom spannendsten Superstar der 80er-Jahre zum Puristen gewandelt hat. Großer Sound, große Gesten, große Musikgeschichte in zwei bis drei Stunden Konzert. Das kann er ja tatsächlich noch immer besser als die meisten.
Das ist die eine Geschichte zu Prince – die persönliche, die mich seit vielen Jahren begleitet. Die andere ist ein bisschen komplizierter. Das hat damit zu tun, dass es Prince einem seit gefühlt 15 Jahren immer schwerer macht, ihn zu schätzen. Auch wenn der ehemals geachtete Punk-Chronist Tony Parsons im Daily Mirror schreibt, bei Princes neuem Album „20ten“ handle es sich ums beste seit 23 Jahren und damit bloß beweist, dass auch er korrupt ist (Dem Daily Mirror lag nämlich die CD gratis bei). Fakt ist: Prince hat seit 15 Jahren kein ordentliches Album mehr veröffentlicht. Keines war richtig schlecht, keines war richtig gut, und „20ten“ ist wieder so eines.
So gesehen war es bloß ein ständiges Hoffen auf weitere zeitgenössische Relevanz, die mein Faible für Prince aufrecht erhalten hat. Und – zugegeben – die Erinnerung samt ein paar Gelegenheiten, sie am Leben zu erhalten, so wie seine 21 Live-Shows im Sommer 2007 in London.
Abgesehen davon habe ich Prince immer für einen klugen Kerl gehalten, der sich vor den Zeichen der Zeit nicht verschließt und das Internet als Medium für sich nutzt, anstatt darüber zu jammern, dass Fans seine Musik online tauschen. Bloß blieben die zwei von ihm initiierten Web-Communities (zuerst der NPG Music Club, dann brokenflow3r.com) immer weit hinter ihren Erwartungen, weil die Mitgliedschaft richtig viel Geld kostete, der Gegenwert dafür aber eher dürftig war.
Ist er also tatsächlich ein kluger Kerl? Hm. Schließlich kam kürzlich auch im Daily Mirror jenes Interview, in dem er das Internet als „over“ abtat, als Blödsinn für Verhaltensgestörte und Diebe.
Das gefiel mir nicht, zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten war es aber zu erwarten: Prince hat eben seine Lektion gelernt. Er braucht das Internet, dem er sich so hoffnungsfroh hingegeben hat und in dem er schließlich gescheitert ist, wohl tatsächlich nicht.
Es passt eben nicht zu einem, der sich vom technikaffinen Wunderwuzzi der frühen 80er-Jahre zum großen Puristen und Bewahrer der Black Music entwickelt hat. Prince ist in Wahrheit der letzte Überlebende des analogen Zeitalters im Pop-Geschäft. Er hat trotz seines erratischen Benehmens genug loyale Fans, die ihm auch in dieser Position ein solides Auskommen sichern. Und wenn er beim nächsten Mal seine Alben als Schallplatte verschenkt, ist er endgültig bei sich angekommen.
Und habe ich schon gesagt, dass ich mir heute eine tolle Show erwarte?