Dass die Ära der Zeitungen bald vorbei ist, gilt als ausgemacht. Doch was wird aus dem Fernsehen, wie wir es kennen?
Wenn sogar Arthur Sulzberger Jr., Verleger der „New York Times“ verkündet, dass die gedruckte Zeitung ein Auslaufmodell ist, wird so einer Prognose natürlich besonderes Gewicht zugeschrieben. Weil die New York Times ja nicht irgendein Pimperlblatt ist, sondern so etwas wie der Prototyp der Qualitätszeitung, an Wochenenden oft ein gutes Kilogramm schwer.
Welche Geschäftsmodelle nach der Zeitung entstehen, wird sich noch weisen. Dass es ein Publikum dafür gibt, gilt zumindest in den USA Dank der aktuellen Studie zum Nachrichtenkonsum des PEW Research Center (hier die Ergebnisse zusammengefasst) zumindest einmal mehr als erwiesen.
Eines deutet diese Studie allerdings bloß an: Auch der Fernsehkonsum stagniert – auf hohem Niveau zwar und dem tiefen Fall der Presse kaum vergleichbar, aber er stagniert. Gleichzeitig schicken sich nicht nur Startups wie hulu oder netflix heißen) an, das klassische Fernsehen zu ersetzen, sondern nähern sich auch große Player im Web über die Hintertür dem Fernsehgeschäft. Die Ankündigung Googles, auf der Videoplattform Youtube das Angebot an Livestreams auszuweiten, lässt sich auch als gezielten Angriff auf eine der Kernkompetenzen des Fernsehens werten. Live berichten, so heißt es, kann einfach das Fernsehen am besten. Und Liveübertragungen sind für manche der letzte Grund, den Fernseher überhaupt noch einzuschalten.
Gleichzeitig erkennen nur wenige Fernsehanstalten die Zeichen der Zeit und öffnen sich mit ihrem Material dem Vertriebskanal Internet. Und wenn sie das tun, unterbinden sie einem wie der ORF in seiner Mediathek gleich das Einbetten (und damit Verbreiten) der Videos oder grenzen sich wie die BBC mit Geoblocking von der Außenwelt ab.
Spannend an dieser Entwicklung ist vor allem die Dimension, in der sich dabei die Umschichtungen abspielen. Das Fernsehen gilt als wichtigster und wirksamster Vertriebskanal für Werbung. Im Fernsehen wird noch immer der Großteil der Werbeumsätze erzielt. Das Fernsehen ist in den Wohn-, Kinder- und Schlafzimmern der Konsumenten für viele noch das definierende Medium. Und allein das Fernsehen hatte die Macht, auch als sozialer Zeitgeber zu wirken – wie sonst ließe sich erklären, dass der Abend im deutschsprachigen Raum noch immer offiziell um 20:15 beginnt.
Allein, auch diese Macht wird zerbröseln, weil die Entscheidungsträger in den Fernsehanstalten noch immer in ähnlich geschlossenen Systemen denken wie die Entscheidungsträger in den Verlagen – und die Konsumenten draußen wie Wegelagerer und Diebe behandelt statt als Multiplikatoren (einzig mir bekanntes Gegenbeispiel ist hier die amerikanische NBC) und damit endgültig verlieren.
Was das für die großen privaten Fernsehanstalten im deutschsprachigen Raum bedeutet, lässt sich noch nicht abschätzen. Es ist auf jeden Fall auch hier zu erwarten, dass die eine oder andere untergeht.
Bleiben noch die Öffentlich-Rechtlichen. Die können – Bildungsauftrag und Gebührenfinanzierung sei Dank – so weiter machen wie bisher. Und wenn sie sich wie in Österreich von den Zeitungsverlegern noch öfter zu durchsichtigen Kuhhandeln treiben lassen wie im Falle futurezone, wird das auch so sein. Der Erhalt der sozialen Zeitgebung für die Generation 60plus lässt sich schließlich auch als Bildungsauftrag begreifen. Wem die Alten die Helden von morgen sind, der lässt das Fernsehen garantiert sterben. Die nachgewachsenen Generationen werden ihm so oder so keine Träne nachweinen.