Irgendwo da draußen: Schön grün, aber nur auf den Bäumen. Foto: flickr.com/photos/magd/, Lizenz: cc by-nc-nd 2.0

Österreich hat außer Wien keine nennenswerten urbanen Räume. Darum haben es die Grünen nicht nur im Burgenland so schwer.

Natürlich bin ich befangen: Der grüne Spitzenkandidat fürs Burgenland, Michel Reimon, ist am Fuße dieser Seite als Blogger für ZiB21 gelistet, wenngleich sein letzter Beitrag schon eine Weile her ist, weil er eben als grüner Spitzenkandidat anderes zu tun hat.

Und natürlich habe ich keine Ahnung vom Burgenland. Ich kenne es wie die meisten Wiener nur als schönen Ort der Entspannung, an dem man höchstens am Wochenende übernachtet, um dann wieder heim zu fahren. Ich weiß aus halbwegs erster Hand nur das, was mir Reimon gelegentlich erzählt hat, und weil das privat erzählt war, soll es das auch bleiben.

Nur so viel: Das Burgenland ist eine ländlich geprägte Gegend ohne nenneswerte urbane Räume. Und ländlich geprägte Gegenden (trotz des burgenländischen Spezialfalls der SPÖ-Alleinregierung) sind kein Biotop für die Grünen. Sie sind Wochenenddestinationen für Grüne aus der Stadt.

Das glaube ich auch zu wissen, weil ich selbst vom Land komme, aus Oberösterreich, trotz der Nähe zur Stadt Steyr aus einer typischen Gemeinde mit ÖVP-Bürgermeister, sehr bäuerlich, und wenn jemand sich über die Türken ärgerte, die verfallene Höfe und Mietshäuser sanierten, die ohnehin niemand anderer wollte, hatte er bei Wahlen die FPÖ, um zu protestieren.

Das ist eine Umgebung, die keine Grünen verträgt.

Sie gelten als realitätsfremde Deppen, die einem das Autofahren verbieten wollen, auf das man täglich angewiesen ist, um zu arbeiten, die Kinder zu verfrachten, zu leben. Wer dem widerspricht, bekommt als Argumente irgendwelche radikalen Benzinpreisforderungen der Grünen aus Schilling-Zeiten zu hören, die auch ohne Zutun der Partei längst Realität sind. Und wer das länger hört, möchte kein Grüner am Land sein.

Das hat auch damit zu tun, dass sich die Grünen längst zur Stadtpartei gewandelt haben. Ihre Ideen sind vom engen Zusammenleben im urbanen Raum geprägt und ergeben dort auch nachvollziehbar Sinn – egal ob das nun die Ablehnung des massenhaften Individualverkehrs, des absurden Nichtraucherschutzes oder eine Forderung von generell mehr Humanismus in Debatte und Realpolitik ist.

Obwohl auch dazu Martin Marguiles, Landtagsabgeordneter und Gemeinderat der Wiener Grünen, bloggt: „Und etwas mehr an Populismus wäre letztendlich auch ok.“

Abgesehen davon bin ich es Michel Reimon vergönnt, dass die Grünen doch nicht aus dem Landtag geflogen sind. Wenn sich einer das antun könnte, in so eine verfahrene Situation eine Strategie einzubringen, dann wohl er. Aber wie gesagt: Ich habe keine Ahnung vom Burgenland.