Das G-20-Treffen ist vorbei. Außer der Erkenntnis, dass auch Staatsoberhäupter Fußball schauen, war nicht viel. Leider.
Ich weiß, England hat gegen die Deutschen verloren, Angela Merkel und David Cameron haben das im Fernsehen verfolgt, und das Match ist historisch gesehen sowieso furchtbar wichtig. Aber auch wenn Fußball-WM ist, gehören ein paar durchaus weltbewegendere Dinge zurecht gerückt. Der G-20-Gipfel in Toronto wäre eine gute Gelegenheit dazu gewesen.
Und die teilnehmenden Nationen haben sie lieber verstreichen lassen. Die Krise flaut – zumindest in den Köpfen – ab, die vor ein paar Monaten noch beschworene Einigkeit ist damit wieder futsch, die Staaten streben mit ihren Ansätzen wieder auseinander.
Das Resultat von Toronto ist abgesehen von Fotos mit brennenden Polizeiwägen drauf (den rund 30.000 friedlichen Demonstranten haben sich die üblichen paar Kaputtmacher angeschlossen), eher dürftig. Alle wollen mit ihrer Politik die Haushalte sanieren (sprich: die Defizite bis 2013 halbieren) und das Wachstum fördern. Die USA wollen dieses Wachstum nicht mehr wie in früheren Jahren durch ihr Leben auf Pump finanzieren. Und jeder wird es so machen, wie es ihm am besten gefällt – also entweder sparen oder weiter Schulden machen.
Und ja, die Banken waren natürlich auch noch Thema. „Wir sind uns einig, dass der Finanzsektor einen gerechten und substanziellen Beitrag für die Begleichung jener Kosten leisten sollte, die durch die staatlichen Eingriffe entstanden“, heißt es in der Abschlusserklärung. Einige Länder wollten eine Abgabe für Finanzinstitutionen erheben, heißt es weiter, andere nicht.
Soll heißen: Das war’s fürs erste. Nur über eine kleine Banken-Reform konnten sich die Teilnehmer verständigen. Alles weitere wird bis zum nächsten Gipfel in Südkorea aufgeschoben, der für November geplant ist.
So gesehen ist es vielleicht sogar dürftig, das Ergebnis des Gipfels als „dürftig“ abzutun. Der G-20-Gipfel war ein Flop, weil nationalstaatliche Dünkel einmal mehr die Einigung zur brennenden Frage unserer Zeit verhindert haben. Regulierung des Finanzmarktes? Ist doch egal.
Genau so egal wie das Thema Entwicklungshilfe. 7,3 Milliarden Dollar gehen in den kommenden fünf Jahren in Entwicklungsprojekte für die Gesundheitsvorsorge von Müttern und Kindern. Das ist wenig Grundlagenarbeit und Zukunftsvorsorge in einem. Fünf Milliarden dieser Gelder stammen von den reichsten Ländern dieser Erde, der Rest von privaten Institutionen. Allein 1,5 Milliarden macht die Gates Foundation locker, eine gewaltige Summe, die aber schon fast wieder einen schalen Beigeschmack hat – weil sie zeigt, wie spärlich das Engagement der G-20 in Bereichen wie diesen ist.
Aber wie gesagt: Wenn die Krise in den Köpfen abflaut, ist sich wieder jeder selbst der nächste.
Quellen und weiterführende Links
Bill Nighy in der Huffington Post: It’s up to Robin Hood to save the G20
ZEIT ONLINE: USA sind der Führungsrolle überdrüssig
Guardian: G20 banking reform agreed
New York Times: At Summit, Banks Avoid New Global Regulations
SPIEGEL ONLINE: Gipfel der halbseidenen Siege