Herrlich, das Nervöse ist weg. Oder besser gesagt: Das, was mich an N.E.R.D immer nervös gemacht hat, diese fast schon krankhafte Fixierung auf den Beat.
Die war zwar verständlich, weil hinter N.E.R.D Pharrell Williams und Chad Hugo stehen, die als The Neptunes einen die vergangene Dekade definierenden Sound geschaffen haben. Ob stilprägende Meisterwerke wie „Drop It’s Like It’s Hot“ für Snoop Dogg oder populistisches Zeug wie „I’m A Slave 4 U“ für Britney Spears – die Hitparaden der Nullerjahre hätten ohne die Neptunes anders geklungen. Und weil aufs Nötigste reduzierte Rhythmen und reichlicher Einsatz von Synthie-Klägen von jenseits der Erdumlaufbahn ihr Markenzeichen waren, schlug das natürlich auch auf ihr Bandprojekt N.E.R.D durch.
Das hatte seine Momente, blieb aber im Großen und Ganzen ein recht klinisches Projekt. Über-Produzenten im Band-Kollektiv – das war für die ichbezogenen Nullerjahre doch gar zu viel verlangt.
Nun sind die Nullerjahre gottseidank vorbei, vielleicht haben wir sogar Britney Spears überstanden, und was heute aus dem Formatradio amerikanischer Prägung schallt, klingt nicht mehr nach den Neptunes.
So gesehen ist es logisch, dass auch N.E.R.D (abgesehen vom Eröffnungssong „Party People“ und ein, zwei weiteren Eisbrechern) auf dem neuen Album „Nothing“ immer weniger nach Neptunes klingen. Thematisch zwischen Wahrheitsfindung und zurückhaltender Gottesfurcht angesiedelt – hier die zweite gute Nachricht zum Thema: Man kann locker darüber hinweg hören – hat Pharrell Williams auf vielen Songs den Soulsänger in sich in den Vordergrund gestellt, der Dank seiner limitierten Stimme ohnehin schon immer den Vorteil genoss, stellenweise an Curtis Mayfield zu erinnern.
Wobei hier Soul nie als Verpflichtung zur Historie verstanden wird, sondern Stilmittel für zeitgemäßen Pop. Bei Songs wie „Victory“ jedenfalls hat Pharrell seinen Terence Trent D’Arby ausgiebig studiert. Für das zwingende „Hypnotize You“ wurden Daft Punk als Produzenten engagiert. Und marktschreierische Lieder wie „Hot-n-Fun“ mit Nelly Furtado fallen dann im Gros der guten und locker hingeworfenen Ideen nicht mehr weiter auf.
Ja, „Nothing“ ist ein solides Album, eines der besseren in diesem Herbst. Bleibt nur die Frage, ob es sich gegen den „Lady Killer“ behaupten kann, den Cee Lo Green in einem Monat auf die Welt loslässt und damit ein recht ähnliches Feld bearbeitet. Fürs Publikum wurscht, aber für ehemalige Über-Produzenten auch ein potenzieller Ego-Killer.
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