Dem Grazer Trio The Base ist mit „Tested Under Extreme Conditions“ das schönste Album einer langen Karriere gelungen.
Beginnen wir mit einer Klarstellung: Wer nicht will, muss „Tested under extreme Conditions“ nichts Österreichisches anhören. Das neue Album der Grazer Band The Base bietet reduzierte Rocksongs internationalen Standards und könnte in Produktion und Kunst des Songwriting auch aus England oder den USA stammen.
Aber das ist hier nicht das Thema, das wissen die drei Herren wahrscheinlich eh selbst: „Tested under extreme Conditions“ ist die profunde Liedersammlung vom Leben geläuterter Männer, die zwar die großen Themen verhandeln, aber dafür schon lange keinen Radau mehr schlagen müssen. Wer richtig gut ist, dem hören die Leute auch zu, wenn am Schlagzeug zur traurigen Ballade bloß das Beserl zum Einsatz kommt.
The Base sind richtig gut, über so viele Jahre gewachsen, dass keiner mehr genau sagen kann, wie viele es eigentlich waren. Ein Trio, das heute in jedem Moment weiß, was es tut.
Und The Base sind auch in Österreich gewachsen, wo man – so die Legende – nicht bleiben sollte, wenn man wirklich wachsen möchte. Doch The Base sind geblieben, in der Steiermark, in Graz und haben sich auf die Reisen im Kopf verlegt. So gerät „Tested under extreme Conditions“ zu einer Wallfahrt, die zwar alle großen Referenzen von Lee Hazlewood bis Lou Reed streift, aber dann doch bei sich bleibt.
Provinz gegen Highway. Stillstand gegen Fortschritt. Wirtshaustisch gegen Rock’n’Roll. Wenige Freunde gegen viele. Es ist ein fast aussichtsloser Kampf, aber auch einer, aus dem die Kraft der Songs der Herren Norbert Wally, Albrecht Klinger und Karlheinz Miklin jr. schöpft.
Vor ein paar Tagen spielten The Base ein Konzert im undankbarsten Rahmen, der einem unterkommen kann. Sie hatten Albumpräsentation in Wien. Was ein Publikum bedeutet, das alles kennt und weiß, von Berufs wegen gelangweilt ist und in Wahrheit eh nur kommt, um sich mit Gleichgelangweilten zu betrinken. The Base bestanden einfach Dank ihrer Lieder. Und The Base bestanden, weil sie dem anwesenden Fachpublikum eine Sache voraus hatten: Sie ruhen in sich, in ihren Songs – und in ihrer Erkenntnis, dass selbst gewählte Einsamkeit im Zweifelsfall perfider Geselligkeit vorzuziehen ist.
Sagen wir es so: Das Album heißt wohl nicht umsonst „Tested under extreme Conditions“.
Video: The Base „Born in the Devil’s Motel“»
Download: The Base „Tested Under Extreme Conditions“ (via Amazon)»