Es ist wie mit alten Bekannten. Man sieht sie nur mehr ganz selten, und meistens denkt man nicht einmal daran, dass sie überhaupt noch da sein. Und dann laufen sie einem plötzlich über den Weg und alles ist, wie es immer war. Der Witz. Die Sprachmelodie. Der Sound. Und die grundlegende Sympathie, die all das in Kombination auslöst.
Vier Jahre ist es her, dass die HipHop-Crew Texta aus Linz ein Album veröffentlicht hat. Vier Jahre gelten heutzutage im Pop-Geschäft als Ewigkeit, denn Tonträger sind nicht mehr zum Kaufen da, sondern um Tourneen und Merchandising zu bewerben. und um sich zu rentieren, will dieser Zirkus öfter abgehalten werden.
Wenn genug Leben da ist, gibt es wieder eine Platte.
Heißt es. Aber nicht für Texta. Erstens, weil ihn den vier Jahren viel passiert ist, der Überraschungserfolg des Bandmitglieds Skero mit „Kabinenparty“ zum Beispiel. Und zweitens, weil alle fünf ja auch noch ein Leben haben, das gelebt gehört. Und erst wenn genug Leben da ist, geht sich wieder eine Texta-Platte aus. Denn Texta wollen das Leben abbilden, ihr Umfeld, ihre Welt. Das ist zumindest der Anspruch, den man als geneigter Hörer gerne in diese Pioniere der österreichischen Rap-Szene hinein interpretiert.
Ja, Pioniere: Texta sind alles andere als jung. Sie sind alte Hasen in ihrem Genre, im Beatbasteln, im Netzwerken, im Sudern auf höchstem Niveau. Und sie haben immer versucht, das Beste daraus zu machen – auf ihren eigenen Alben genau so wie mit der Musik, die sie auf ihrem Label Tonträger Records verlegen.
„Grotesk“, Textas mittlerweile sechstes Album, übt sich nun in der Verfeinerung des Texta-Stils. Es ist inhaltlich tiefgründig, aber dabei nie humorlos. Es hat Soul. Es zeigt, welch brillante Tracks die fünf schreiben können, wenn sie selbst vielschichtige Liebeserklärungen wir „Mein Baby“ auf den Boden bringen.Und es erklärt prototypisch, was die Besonderheit jener österreichischen Szene ausmacht, die dieser Tage aufgrund von Durchlauferhitzern wie dem Popfest oder Erfolgsgeschichten wie der von Ja, Panik so vital scheint wie selten zuvor.
Was relevant ist, findet sein Publikum.
Diese Vitalität wird von allem von Qualität bestimmt. Was gut ist, bleibt trotz aller Widrigkeiten am Leben. Was relevant ist, findet sein Publikum. Und wenn alle Beteiligten Nerven aus Stahl haben, darf man diesem Prozess über fast zwei Jahrzehnte zusehen wie bei Texta.
Ein guter DJ ist eben ein guter DJ, ein guter MC ist eben ein guter MC. Und eine gute Platte wie „Grotesk“ ist eine gute Platte, ausgedacht von fünf kreativen Köpfen, die auch im Aufbegehren gegen das Establishment einen solidarischen Akt sehen.
Es soll alte Bekannte geben, die weniger Freude machen, wenn sie einem plöttzlich wieder über den Weg laufen.