Die Angst ist ein Hund. Die Grippe ist vom Schwein. Und vieles, was dieser Tage von der Schweinegrippe erzählt wird, stammt aus Zeitungen und artverwandten Medien: Hüten Sie sich daher lieber vor den Enten.
Angst ist ein menschliches Grundgefühl. Sie ist selten rational, aber meistens gesund, weil sie uns – evolutionshistorisch betrachtet – rechtzeitig vor tödlichen Gefahren warnt. Die Mutigen mögen zwar in die Geschichte eingehen, aber die Feigen leben meistens länger. Lieber früher weglaufen als früher sterben. Das ist noch immer das gesündeste Motto.
Nun ist es sicher auch ein Verdienst der Angst, dass sich die (in Teilen Mexikos und der USA wohl durchaus akute) Schweinegrippe in den Köpfen schneller um den Globus verbreitet als es eine Tröpfcheninfektion normalerweise hinkriegt. Denn der große Bruder der Angst ist die Panik. Die Angst, sagt der Hobbypsychologe, lässt sich mit dem Hirn noch in den Griff kriegen, die Panik ist von Natur aus deppert.
Sie droht dann in Massen auszubrechen, wenn auf allen Kanälen im Minutentakt Opfer- und Infiziertenzahlen durchgegeben werden. Sie wird von Bildern befeuert, die Menschen in Mexiko Citys Krankenhäusern zeigen – und von den dazugehörigen Texten, die verschweigen, was 159 Todesfälle (von denen bisher nur sieben erwiesenermaßen auf die Schweinegrippe zurückzuführen sind) in einer 19-Millionen-Stadt sind: etwas, das sich in keiner angemessenen Relation darstellen lässt. Sie wird im Falle des Falles auch unbewusst mit Falschmeldungen garniert, weil eine schnell hinaus geschossene neue Infektionszahl allemal besser kommt als eine kurze Recherche.
Und so durften wir heute lesen, dass die Influenza A, Subtyp H1N1, wie sie medizinisch versiertere Menschen als ich auch nennen, bereits unter uns ist. Zuerst war sie in Steyr. Dann fuhr sie mit dem Taxi in einer Kartonschachtel nach Wien. Dann wurde sie in Vorarlberg verdächtig. Und dann wieder in Wien.
Womit wir uns endlich ans Jahr 2006 erinnern sollten, als uns die Vogelgrippe heimsuchte. Es gab damals Atemschutzmasken für alle, Tamiflu in jeder Apotheke, und wer wie ich damals das Glück hatte, für ein sozial denkendes Unternehmen zu arbeiten, bekam es sogar gratis. Gebraucht hat’s keiner, aber der Pharmakonzern Roche hat sich damit einen weiteren goldenen Arsch verdient.
Sorgen wir lieber dafür, dass ihm diese Sauerei kein zweites Mal gelingt.