Wenn schon heiß, dann mit Schmalz. Ein kleines Loblied auf den Soul von Mister Maxwell aus Brooklyn, New York. Schöner wird‘s nimmer.
Man kann ja nicht alles verfolgen. So ist es mir in Wahrheit entgangen, dass Mister Maxwell jetzt schon acht Jahre lang kein Album mehr veröffentlicht hat. Und so kann ich auch heute, wo ich die neun neuen Songs von „BLACKsummer’s night“ (gehört so geschrieben, ich kann nichts dafür) schätzen gelernt habe, noch immer von mir behaupten, das gesamte Schaffen dieses mittlerweile 36-jährigen Soulsängers aus Brooklyn, New York zu kennen. Vier Alben sind das damit insgesamt, dazu noch eine MTV Unplugged-Session, aus.
Ich habe den Kerl ohnehin immer gerne gemocht, vor allem natürlich sein erstes Album „Maxwell’s Urban Hang Suite“ von 1996. Das war ergreifender Kitsch höchster Güteklasse, Falsettgesänge, Liebe, herrlich. So ein Themenbereich schützt natürlich nicht vor Trivialität, doch wer sie so vorzutragen wusste wie Maxwell, war schon damals darüber erhaben – und ist es auch heute noch. Wenn ich mit dir zusammen bin, hört die Welt auf, sich zu drehen. Dein Gesicht ist der Grund, warum ich lächle. Und wenn du mich einmal nicht magst, muss ich fragen: Warum bist du bloß so kühl?
Ja, so wird der Geschlechterkampf auch im Schlager verhandelt, aber mit so einem Vergleich tut man ihm unrecht. Im Soul ging’s immer schon um die Liebe und um Sex, seine Politisierung in den ausklingenden Sixties war nur vorübergehend und der Verdienst weniger, und Maxwell ist eben in erster Linie Purist. So wurden auch die Produktionsbedingungnen für seinen neun neuen Songs kommuniziert. Eine Zehnmannband im Studio, ein Kitschbruder am Mikro, das reichte für die Schönheit vor dem Herrn.
Was Maxwell tut, ist in Wahrheit ein ziemliches Wagnis. Er singt Soul so, wie er immer schon gesungen wurde. Keine Autotune-Effekte, keine Rapper, die sich zwischen den Refrains wichtig machen, keine Verweise ins Heute. Das Genre will keine Innovationen, weil es gar keine verträgt. Oder anders formuliert: Sein Publikum will keine Innovation, sondern in Wahrheit immer die Großen von früher verehren, die Mayfields, die Gayes, die Reddings. Die verehrt Maxwell auch, und gleichzeitig muss er ins streng formatierte amerikanische Radio passen, das so rigide in Genres denkt, dass Ö3 im Vergleich dazu wie ein avantgardistisches Experiment klingt.
Maxwell hat es also nicht leicht. Umso angenehmer ist es, dass sein Comeback-Album in keiner Sekunde verkrampft klingt, sondern so, wie es für ihn sein muss. Schwulstig und elitär,aber nie geschmäcklerisch. Und ehe mir die Worte endgültig ausgehen, hören wir uns den Herren lieber einmal an. Hier singt er „Pretty Wings“ bei David Letterman. Ich weiß es eh selbst: Ich neige zum Kitsch.
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