„Death Of Auto-Tune“ ist eine viel versprechende Single. Das dazugehörige Album „The Blueprint 3“ ist leider trotzdem zum Vergessen.
Jay-Z also, und seine neue Platte „The Blueprint 3“. Das Ding ist schon vorab zu einem Monster aufgebaut worden, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen soll. So klingt Promo-Sprache heute, damit muss man umgehen können – auch wenn es sich bloß um die Ansammlung von 15 Liedern handelt.
Womit wir schon beim Kernproblem von Jay-Z wären, dem Sammeln. Er hat für „The Blueprint 3″ reichlich Menschen gesammelt. Rihanna mit ihrer Quälgeiststimme. Den Produzenten Kanye West für ein bisschen Soul-Patina. Den ohnehin unumgänglichen Pharrell Williams für schlanke Beats. Und, und, und.
Nur schaffen reichlich Menschen zwar reichlich Liner-Notes, aber noch lange kein Konzept. Auch nicht, wenn das Konzept bloß lautet, am größten, lautesten und teuersten zu sein. Was anderes lässt sich bei diesem Unding von Hype aber beim besten Willen nicht erkennen. Es ist schlicht hirnverbrannt, was Herr Carter da über weite Strecken erzählt: Weltherrschaftsfantasien im New Yorker Mikrokosmso der Superreichen. Kaufen, kaufen, kaufen. Besitzen, besitzen, besitzen. Herrschen, herrschen, herrschen.
Was ist los mit euch HipHoppern da drüben? Habt ihr nicht mitbekommen, dass wir Wirtschaftskrise haben? Merkt ihr nicht, dass gerade Leute wie ihr die Welt irgendwann ins Verderben stürzen?
Sicher, Moral ist was für Leute, die nicht täglich ums Überleben kämpfen müssen, für kastrierte Europäer ohne Faustfeuerwaffen im Schrank. Aber irgendwann müssen sie doch auch bei euch drüben stutzig werden, wenn sie einen Typen wie Jay-Z solchen Schmafu rappen hören, einen CEO über einen Mischkonzern aus Plattenfirma, Modelabel, Restaurants, Basektballteams und sonstiges Brimborium für große Buben.
Ja eh, Reichtum ist keine Schande. Aber kommt jetzt bitte nicht damit, dass das eure Kultur sei. So eine dumme Lebenslüge. Ihr habt keine Kultur mehr, sondern aus eurem Lifestyle ein überkommerzialisiertes System geschaffen, in dem nur mehr Blockbuster zählen. Blöd nur, dass die Menschheit bloß eine Handvoll davon pro Saison verkraften kann, ehe sie ihr Interesse verliert. Hollywood hat das längst erkannt, Leute wie Jay-Z lernen das wohl nie.
Und so ist es jetzt da, dieses über weitgehende Strecken unhörbare Monster namens „The Blueprint 3“. Es regt keinen auf, es regt keinen an, es hat gerade einmal zwei brauchbare Songs drauf. „D.O.A. (Death Of Auto-Tune)“ mit seinen klug gewählten Instrumental-Samples (das Sopransaxofon zum Beispiel hat mich vom ersten Moment an überzeugt, weil es dem Stück seine nervöse Dringlichkeit beschert) und „Empire State of Mind“ mit seinem poetischen Titel, Alicia Keys und dem Beweis, dass handwerklich einwandfreies Songwriting noch immer die bessere Wahl ist. In diesem Sinne: Vergessen wir den Rest besser gleich wieder.