Michael Fleischhacker schreibt über Ausländerfragen und geißelt die politisch Korrekten. Das ist zwar schräg, aber auch ein notwendiger Anfang.
Natürlich hätte auch jemand anderer die steilen Thesen von Thilo Sarrazin (zum Beispiel hier und hier) für Österreich nachbeten können, um daraus eine Diskussion zu generieren. Aber leider hat’s nur Michael Fleischhacker im Leitartikel der Presse am Sonntag getan, und da haben wir den Salat: einen willkommenen Anlass für einen Rundumschlag gegen die Political Correctness, die Linken und überhaupt alle, die nicht akzeptieren wollen, was Sache ist. Und Sache wäre im angenommenen Fall, dass bei der Integration von Ausländern deshalb etwas schief läuft, weil alle Beteiligten viel zu gutmenschlich gepolt sind.
Natürlich ist es möglich, dass Sarrazin und Fleischhacker die Wahrheit sagen. Doch selbst dann verwenden beide ihre Wahrheit nur als Basis für das liebevoll gehegte Vorurteil, dass jeder politisch Korrekte ein Trottel ist, der vor lauter umsichtigem Formulieren den Kern der Sache aus den Augen verliert.
Stimmt schon: Wer Sozialromantik predigt, wird ungern dessen Gegenteil besprechen. Und auch, dass in Österreich zwar kurz über die Schaffung einer ministeriellen Stelle für Integrations-Agenden nachgedacht wurde, aber dann der eine Koalitionspartner (in diesem Fall die ÖVP) nicht mitzog und die Sache wieder wurscht wurde, könnte in dieses Bild passen.
Doch die Mechanismen dahinter sind ganz andere: Da wollte sich keiner von einem neuen Superbeamten – und nichts anderes wäre etwa ein Integrations-Staatssekretär gewesen, verantwortlich für stattliche 16,6 Prozent der Bevölkerung (so viele sind laut Österreichischem Integrationsfonds „ausländischer Herkunft“), an der Schnittstelle von Justiz, Polizei, Sozialem und Bildung – im eigenen Ressort wildern lassen. Dahinter steckt keine Diskussions-Verweigerung der politisch Korrekten, sondern Politik aus dem 20. Jahrhundert – allein dem Erhalt der Macht und der Gegenwart verpflichtet. Und dem Erhalt der Macht und der Gegenwart dient es auch, nicht darüber zu diskutieren, dass der Sozialstaat manchmal Fehler macht.
Viel mehr ist es aber nicht, was Sarrazin abzüglich aller fragwürdigen Formulierungen gesagt hat: Der Sozialstaat ermöglicht es Immigranten, sich nicht in die Gesellschaft ihres Gastlandes zu integrieren. Das ist in Deutschland so, das ist in Österreich so, das ist in jedem Land so, das ein ähnliches Sozialsystem pflegt.
Das mag gut finden, wer will. Doch wer in Zukunft Wahlen gewinnen will, muss sich diesem Thema stellen – und damit auch den Sarrazins und Fleischhackers. Das ist wohl noch das geringere Übel, als es allein der FPÖ zu überlassen. Und die gewinnt sowieso.