Bobs Jüngster hat ein neues Album namens „Women + Country“ veröffentlicht – eine schöne Lehrstunde in amerikanischer Volksmusik.
Sicher, Jakob Dylan hat die Songs geschrieben, leiht ihnen seine Stimme und hat zweifellos ein gottgegebens Talent für beides. Doch wer ein Hohelied auf sein neues Album „Women + Country“ singt, muss auch ein Hohelied auf T-Bone Burnett singen. Der Produzent ist ein Urgestein in Sachen authentischer Americana war schon Teil der Rolling Thunder-Revue von Dylans Vater Bob. Er hat auch schon einmal mit Jakob Dylan zusammen gearbeitet, als der seinen berühmten Namen noch hinter dem Kollektiv der Band Wallflowers verstecken wollte. 1996 war das, als Produzent des Album „Bringing Down the Horse“
Immer wenn im Schaffen von Jakob Dylan Pferde eine Rolle spielen (auf dem Cover von „Women + Country“ kommt er als Cowboy selbstverständlich nicht ohne aus), muss also T-Bone Burnett her. Denn wo Pferde sind, geht es schnell um uramerikanische Mythen. Meine Frauen. Mein Land. Und damit sind die zwei Eckpfeiler des amerikanischen Redneck-Mannes eigentlich hinreichend zusammen gefasst.
Das klingt so erzkonservativ wie es ist, aber ist hier nicht politisch, sondern bloß musikalisch zu verstehen. Der musikalische Konservativismus, den sich Dylan und Burnett hier als Programm vorgegeben haben, ist nicht nur von Steel-Guitar und Fidel geprägt, sondern auch von prototypischen Themen. Eben meine Frauen, mein Land – und all das Ungemach, das einem Mann daraus erwachsen kann.
Diese introvertierten Geschichten inszenieren Produzent und Autor in ruhiger Eleganz. Mit Marc Ribot und Greg Leisz sind zwei Profis in der Band, die bei jedem Griff wissen, wie der Anblick von Pferdeherden in der Prärie in Akkorde zu übersetzen ist. Mit Neko Case von den New Pornographers und Kelly Hogan hat Burnett zwei Background-Sängerinnen engagiert, die Dylans limitierte Stimme – er bleibt eben Bobs Sohn – zum Schillern bringen.
In voller Länge genossen ergibt „Women + Country“ ein Album von schlichter Schönheit, außerhalb jeder Moden geerdet und perfekt für alle jene als Soundtrack geeignet, die gerne nach Feierabend auf der Veranda im Schaukelstuhl sitzen wollen, um dem Getreide beim Wogen zuzusehen. Wem das Farmland dazu fehlt, dem sei gesagt: Mit ein bisschen Fantasie klappt das schon. Und der Rest soll von mir aus weiterhin seine Zeit mit Farmville vergeuden.