Natürlich sieht es von Mal zu Mal lächerlicher aus, wenn die drei Herren Mike D, Adrock und MCA billige Anzüge tragen, Seventies-Sonnenbrillen aufsetzen und in sinnfreiem Gefasel aus ihrem tradierten Anekdotenschatz zwischen Fernsehserien und Außerirdischen zitieren. Und natürlich wird es gleichzeitig auch von Mal zu Mal lustiger, denn die großen Buben, als die sich sich damit präsentieren, sind allesamt auch schon gute 40 geworden, liebende Familienväter, erfolgreiche Unternehmer, intellektuelle Instanzen in Sachen Urheberrecht und Internet, gebildete Männer im Dienste des Guten – die ganze Latte der Tätigkeitsfelder eben, die einem Popstar mit klingendem Namen und genug Kleingeld so offen stehen.
Schnell erklärt ist auch, warum das Trio derzeit wieder öffentlich auftritt. Es hat nämlich ein neues Album auf den Markt geworfen, das sich „The Mix-Up“ nennt. Und diese Platte leitet wohl das ein, was man Alterswerk nennt: Zwölf Instrumental-Stücke, allesamt im gemütlicheren Teil des Funk beheimatet, es rumpelt schön vor sich hin, aber niemand schreit heiser. Es ist eine sehr unauffälliges Werk, nicht unähnlich „The In Sound From Way Out!“ von 1996. Diese Platte war damals nichts anderes als Neuaufnahmen diverser Instrumental-Stücke, die sich großteils schon auf davor erschienenen Platten befanden – Recycling auf hohem Niveau, nichts Neues, aber im Ganzen genossen ein schönes Stück Musik.
So ist „The Mix-Up“ damit erstens der weitere Beweis des schon oft kolportierten Umstands, dass es der Multiinstrumentalist und und Keyboarder Money Mark war und ist, der den Herren den Funk lehrte und auch bei der 96er-Platte das Rückgrad des Siebzigerjahre-Lounge-Sounds war. Er steht mit seinen fizzelnden Keyboard-Sound im Zentrum, das die Beastie Boys mit Rhythmus unterfuttern.
Außerdem ist es zweitens natürlich schöne Musik für Menschen mit einem Faible für Seventies-Funk und musikalische Wurzelsuche – und ein logischer Schritt, dem ambitionierten, aber gnadenlos gefloppten Comeback-Album „To The 5 Boroughs“ ein Werk nachzustellen, das nie Hit werden kann, sondern nur ein Vehikel dafür ist, dass die Buben wieder auf Festival-Tournee gehen.
Diese wird, denn Konsequenz gehört sich schließlich, unter dem Deckmantel des Instrumental-Auftritts beworben, was vielen alten Fans als Drohung gilt. Die wollen nämlich auch Hits, genau so wie es Moritz von Uslar im Rahmen einer Reportage im aktuellen Spiegel formuliert: „Die Beastie Boys ohne Mikrofone in der Hand, das ist so, als hätten die Beatles 1970 zu einer Instrumentalshow eingeladen – die nackte Verschwendung.“ So ist es, aber glücklicherweise gibt er dann auch wieder Entwarnung: Es gibt Mikrofone auf der Bühne, sie werden benützt und jetzt, wo die ersten Auftritte abgespult sind, lässt sich das ja auch per Video schon nachprüfen (hier zum Beispiel). Was wir dort lernen, wenn wir drei Herren sehen, die zu hüpfen beginnen wie weiland in den späten 80ern und nebenbei Nachhilfeunterricht in Sachen HipHop geben? Dafür sei noch einmal Herr Uslar zitiert: „Älter werden: Es tut weh. Aber es geht ja doch.“
Ach ja, noch was: Beim Stöbern auf der Website der Beastie Boys bin ich im Blog auch noch über zwei tolle Videos gestolpert, die den Klangkosmos zeigen, aus dem „The Mix-Up“ schöpft. Wir schreiben hiermit das Jahr 1972 und Stevie Wonder spielt live in der „Sesamstraße“. Bittesehr:
Intro mit Vocoder.
„Superstition“ mit grandioser Band.