Vorige Woche meldete unser Kollege und Wein-Blogger CaptainCork, dass die eigentlich eingestellte und defizitäre Österreich-Ausgabe des französischen Gourmetführers „Guide Michelin“ im nächsten Jahr doch wieder erscheinen könnte. Und zwar mit Steuergeld finanziert, denn das Wirtschaftsministerium habe dem Michelin-Herausgeber Jean-Luc Naret eventuell die Abnahme einer größeren Zahl von Exemplaren zugesichert, um den österreichischen Restaurants Kundschaft zu bescheren.
Auf unsere Nachfrage dementierte das Wirtschaftsministerium die Vorgänge. Und auch Christian Grünwald (Herausgeber des Guide Michelin-Konkurrenten „A La Carte“) sagte uns am Telefon, dass solche Vorgänge bisher nicht üblich waren. Soll heißen: Offizielle Stellenhaben haben noch nie Gourmetführer mit groß angelegten Käufen gestützt, weder nationale noch internationale (der Guide Michelin ist in französischer Hand). Das wäre schließlich skandalös. Aber in Wahrheit sei die Angelegenheit, so Grünwald, wohl „ein Sturm im Wasserglas“.
Gut, Sache gegessen, dachten wir und teilten dies auf dessen Nachfrage auch dem werten CaptainCork mit. Der bleib glücklicherweise doch an der Causa dran und erzählt heute in seinem Blog:
Minister Reinhold Mitterlehner hat die Angelegenheit an die „Österreich-Werbung“ übergeben, dem staatlichen Helferlein des österreichischen Tourismus. Hier wird ergebnisoffen gesprochen, heißt es. Die Franzosen meinen aber, schon ein Ergebnis in der Tasche zu haben.
[…]
Ein Insider bei Michelin bestätigt dem Captain, dass wohl über die Abnahme von 3-5000 Büchern gesprochen wird, die dann über die Gastronomie und ausgewählte Stellen verkauft oder weitergegeben werden sollen. Doch abwarten, ob da nicht ein simples Missverständnis vorliegt, ob die Franzosen das typisch österreichische „Da machen wir schon was“, noch dazu von einer offiziellen Stelle, nicht vorschnell als Zusage gewertet haben.
Sollte das nun tatsächlich das Ende der Geschichte sein, bleibt zumindest ein kleiner Einblick auf schräge österreichische Gepflogenheiten: der Drang zur informellen Lösung, zum „Wird schon werden“. Das ist dann zwar kein konkreter Skandal, aber ein systemimmanenter, der weit über den Guide Michelin hinaus geht. Wir sind einfach so. Und gerade darum gibt es immer reichlich Gründe, über dieses Land zu lachen.