Die erste große Studentendemo in Wien ist vorbei. Und mit Ja, Panik bekam sie auch ihren Pop-Moment.
Natürlich ist es eine clevere Entscheidung. Da baut die dieser Tage sehr angesagte Band Ja, Panik ihr Equipment auf der Rampe der Hauptuni in Wien auf und spielt ein paar Songs in die Demonstranten, die nach ihrem Marsch durch Wien noch geblieben sind (und auch vorhaben, noch länger zu bleiben als die Band spielt). Das bringt Authentizität und maximalen Schulterschluss mit der Zielgruppe.
Und natürlich ist es eine Frechheit, der Band hier bloßes Kalkül zu unterstellen. Schließlich ist der Auftritt Teil einer neuartigen Protestbewegung, die sich – getragen von Schwarmintelligenz – aus einer simplen Unmutsäußerung heraus (der Besetzung des Wiener Audimax) formiert hat. Diese Protestbewegung 2.0 hätte so eine analoge Anschuldigung bereits im Ansatz auf basisdemokratischem Wege hinterfragt und diskutiert. Sie bespielt ihre Kanäle in bewundernswerter Perfektion und stellt dabei viel auf die Beine – oder eben Ja, Panik vor die Uni, um all denen, die es hören wollen, die perfekte Begleitmusik für ihr Leben in prekären Verhältnissen zu spielen.
Gerade das kann diese Band so gut: die Stimmung spiegeln, die einen erfasst, wenn einem alles auf die Nerven geht. Die Ignoranz der Definitionsmächtigen im Land. Oder die Arroganz der Bildungspolitik, die immer noch nicht erkennen will, dass die Studenten und ihre Sympathisanten gerne eine ganz simple Frage beantwortet hätten: Darf es sein, dass ein Staat seine Bildung kaputt macht?
Darf es natürlich nicht, und alle Beteiligten auf der Straße und die Sympathisanten wissen das. Sie wissen es schon lange, aber es hat einen Anstoß gebraucht, damit sie es auch sagen. Jetzt sind sie durchgelüftet und ersinnen eine kluge Aktion nach der anderen – frei von Parteipolitik, frei von analogem Schwarzweiß- oder Rechtslinks-Denken.
Das wird bald alles uns gehören, singen Ja, Panik. Das soll wieder unsere Uni werden, fordern die Demonstranten. Wenn allein das zumindest teilweise gelingt, war diese Nacht nicht umsonst. Aber das war sie so oder so nicht. Dafür haben wir schließlich Popmusik, die oft dann zu besonders großen Gesten fähig ist, wenn sie den öffentlichen Raum erobert.