graswurzel

Foto: Tobias Geberth, Lizenz: cc-by-sa

Dass Gio Hahn lieber mit der ÖH als mit den Audimax-Besetzern redet, hat einen Grund. Er kann mit Grassroot-Bewegungen nichts anfangen.

Der scheidende Wissenschaftsminister Johannes Hahn hat also mit der ÖH geredet – ohne irgendeine Annäherung im Gespräch zwar, aber es wäre ohnehin absurd gewesen, eine zu erwarten. Es erschien ihm angemessen, mit der ÖH zu sprechen, weil sie die gewählte Vertretung der Studenten ist. Dass sie die #unibrennt-Proteste weder initiiert noch merklich mitgetragen hat, interessierte ihn wenig. Gewählt ist gewählt. Protest ist Protest. Zwei Paar Schuhe. Und darum lehnte er ein Treffen mit „irgendwelchen Studentengruppen“ ab, wie er bereits im Vorfeld gesagt hatte.

Das ist ein fataler Denkfehler. Die „Irgendwelchen“ – diese Interpretation erlaube ich mir jetzt einfach einmal – sind für ihn deshalb nur „Irgendwelche“, mit denen es sich nicht zu reden lohnt, weil sie nicht seine Welt sind. Gewählte Vertretungen sind Hahns Welt, da kennt er sich als Politiker alter Schule aus. Gewählte Vertretungen gab es schon früher, und das waren an der Uni damals wie heute bis auf Ausreißer nach links und rechts Gruppierungen, die sich den auch im Parlament vertretenen Parteien zuordnen ließen. Die „Irgendwelchen“, mit denen er nicht reden will, sind aber eine Grassroot-Bewegung, also eine Initiative, die aus der diversen Masse heraus entsteht und dabei nicht auf weltanschauliche und parteipolitische Grenzen achtet. Wer die „Irgendwelchen“ nicht ernst nimmt und stattdessen ihre zahnlosen Vertreter zum Gespräch lädt, hat einen wesentlichen Paradigmenwechsel in der Politik 2.0 nicht verstanden. Der hat nicht kapiert, dass Barack Obama gerade durch die Mobilisierung der „Irgendwelchen“ zum Präsidenten gewählt worden ist. Und der wird möglicherweise nie lernen, dass kommende Politikergenerationen lernen müssen, gerade mit „Irgendwelchen“ umzugehen.

So gesehen ist die #unnibrennt-Bewegung, die sich in den vergangenen Tagen in Österreich formiert hat, auch abseits aller berechtigten Forderungen eine große Sache: Sie kann die bisherigen Verhältnisse zum Tipping Point treiben, so wie es Martin Blumenau in seinem gestrigen Journal im Zusammenhang mit den alten Medien ausgeführt hat. Alles wird plötzlich recht schnell anders. Und es scheint, dass es nicht an den bisher Definitionsmächtigen liegen wird, das zu akzeptieren und zu nutzen. In Wahrheit muss schon allein das eine gute Nachricht für die #unibrennt-Aktivisten sein, oder?