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Dass Rupert Murdoch wenig Freude damit hat, wenn Google, Blogs oder andere Aggregatoren die Inhalte seines Medienimperiums in Auszügen übernehmen, um sie zu verlinken, ist mittlerweile bekannt. Schließlich hat er das schon öfter gesagt, und dabei immer auf folgendes Problem verwiesen: Seine Unternehmen gäben viel Geld dafür aus, Inhalte zu produzieren, also sei es nicht in Ordnung, dass andere sie einfach weitergeben und damit womöglich noch Geld verdienen, weil sie daneben Werbung schalten. Also etwa Google News, Blogs wie wir hier oder ähnliches.

Die Lösung, die Murdoch für seine diversen Medien (die Beteiligungen seiner News Corporation lesen sich ja immer wieder beeindruckend) vorschwebt, ist recht simpel: Paid Content, also journalistische Inhalte nur mehr gegen Gebühr. Und die Krake Google gehört ausgesperrt (Jederzeit und gerne, hat die Krake übrigens bereits geantwortet)

Das, so Murdoch, habe seine Branche jahrelang vernachlässigt. Und das sei dafür verantwortlich, dass sich etablierte Geschäftsmodelle – allen voran die gedruckte Zeitung – gerade überleben. Diese Sicht der Dinge hat er nun in einem halbstündigen Fernsehinterview in einem seiner Sender bekräftigt, den Beitrag gibt’s auf Youtube zu sehen und er lässt sich auch einbinden. Das tue ich der Vollständigkeit halber an dieser Stelle, auch wenn ich damit den Begriff des Fair Use, von dem Murdoch gerne spricht, wohl gewaltig überdehne.

Fair Use also. Es handelt sich hier um einen Begriff aus dem amerikanischen Urheberrecht. Am besten ist er mit „angemessener Verwendung“ zu übersetzen und gestattet auch die nicht autorisierte Nutzung von per Copyright geschütztem Material, sofern das der öffentlichen Bildung und der Anregung geistiger Produktion dient.

Auch der Blogger Corey Doctorow krallt sich in diesem Artikel auf BoingBoing gleich am Fair Use fest und bringt dabei einen Gedanken ins Spiel, der eigentlich so naheliegend ist, dass ich mich wundere, dass ich noch nie ausformuliert gelesen habe. Doctorow sagt, dass Medienproduktion ohne Fair Use (oder artverwandte Regelungen in anderen Ländern) gar nicht möglich wäre. Ohne die Gedanken, Ideen und Erkenntnisse anderer gerät sie in der Sekunde ins Stocken. Das direkte Zitat ist zwar wünschenswert, in der Praxis aber nicht immer möglich. Schließlich fließt etwa in jeden Text immer auch ein Teil des über die Jahre gesammelten Wissens ein. Das korrekt zu zitieren und auf den jeweiligen Urhebern zurückzuführen, schafft das beste Gehirn der Welt nicht. Und vor allem: Es hätte vor lauter Referenzieren wohl keine Kapazitäten zum Denken mehr.

Somit wäre – und hier denke ich Doctorow noch weiter – die Einschränkung des Fair Use gleichbedeutend mit einer Kriminalisierung des Denkens, also jenes Prozesses, der am Anfang jeder Medienproduktion steht, egal ob es sich um einen Dreizeiler im Blog, ein einstündiges Video oder ein tausendseitiges Buch handelt.

Das klingt absurd. Das klingt falsch. Das klingt so holzklassig, dass sich einem der Magen umdreht. Zu Murdochs News Corporation gehört auch die Sun in England, ein Boulevardblatt in Reinform, das einen großen Teil seines Content mit Celebrity-Meldungen bestreitet. In diesem Feld gehört ungeprüftes und wissentliches Abschreiben von Halbwahrheiten zum täglichen Geschäft – alles andere führt bloß zu Engpässen bei der Versorgung des Publikums mit neuem Stoff. Fair Use im Umgang mit den Quellen bedeutet da nur eines: Zusperren, heute.

Und überhaupt kommt es immer wieder nur neidig daher, wenn Verleger genau jene kritisieren, die im Netz funktionierende Geschäftsmodelle hochgezogen haben. Den zentralen Satz dazu hat in diesem Zusammenhang einmal mehr Jeff Jarvis im Rahmen einer Keynote bei den Medientagen in München formuliert.

There is very simply an entirely new business reality to media: Efforts to protect the old model will not work.

Hier Jarvis’ Vortrag als Video. Ein Transkript davon gibt’s bei Carta.

Jeff Jarvis: „Google is not an enemy, Google is a model“ from Carta on Vimeo.

Und noch ein Video möchte ich hiermit empfehlen: Die Sendung „Paid Content – Rettung oder letzter Sargnagel einer sterbenden Print-Branche?“ der Isarrunde.