Was bedeutet es, wenn nach einer Woche spärlichen Musikkonsums bloß Lady Gaga übrig bleibt? Nichts Gutes für die nächsten.
So, nehmen wir es also endlich wieder nicht mehr so genau. Das war ja der Grund, warum ich auf ZiB21 wieder begonnen habe, regelmäßig über Musik zu schreiben. Nicht so genau, das hieße nämlich auch: Nicht darauf Rücksicht nehmen, was nach Definition der Musikindustrie neu ist, denn das bedeutet bei den vom Netz getriggerten Nutzungsmustern von Musik ohnehin nichts mehr (Okay, ich gebe zu: Bisher nicht eingelöst, da steckt noch immer hoffnungslos der Totholzjournalist in mir, der seine Arbeit nach Zyklen organisiert und Angst vor dem steten Prozess hat). Nicht darauf Rücksicht nehmen, was die anderen schreiben, um nur ja keine große Entdeckung zu verpassen (Das funktioniert schon besser.) Und als Konsequenz daraus: Nur mehr über das schreiben, was einen wirklich interessiert, denn wer weit von einem Geschäftsmodell entfernt ist, braucht auch gar nicht so zu tun, als sei er Superpraktikant in der Wachstumsbranche Printmedien – abgesehen davon, dass keiner mehr so tun sollte, aber das ist wiederum eine ganz andere Geschichte.
Das bedeutet also: Kein Wort über R.E.M.’s „Live At The Olympia“, das ich sicher gut finden werde, wenn ich erst über die zwei, drei Songs hinaus gekommen bin, die ich derzeit bei jedem Versuch anklicke. Kein Wort zum neuen Album des Hot Pants Road Club, obwohl ich dem Regionalen gerne den Vorzug gegenüber dem Globalen geben möchte. Kein Wort zu den gerade auch hier gehypten Miike Snow, weil sie mir nicht genug auf die Nerven fallen, um sie ein wenig zu beleidigen.
Und in Wahrheit habe ich diese Woche ohnehin kaum Musik so gehört, wie es sich gehört, sondern neue Boxen installiert, um das bald wieder zu können. Montag vom Botendienst in Empfang genommen. Am Dienstag testweise angeschlossen. Am Mittwoch die nötigen Umbauarbeiten abgeschlossen. Heute noch immer nicht richtig ausprobiert, denn in der Früh musste ich flott außer Haus und am Abend war’s zu spät für laut.
So ist mir in Wahrheit nur Youtube und das neue Video von Lady Gaga geblieben, „Bad Romance“ heißt es. Eine unnötige Sache, denn es gelingt mir damit einmal mehr nicht, die Faszination zu verstehen, die manche Menschen dieser Dame entgegenbringen. Ein Refrain wie Eurodance in Fußball-WM-Stadiongröße – das hat mir wirklich noch zu meinem Unglück gefehlt. Noch dazu, wo ich davon ausgehen darf, dass ich Miss Gagas Ra-Ra-Rahahaha-Roma-Romamama in den kommenden Wochen noch oft genug hören werde. Robbie Williams UND die Gaga mit neuem Liedgut in den Radios – das macht mir jetzt gerade mehr Angst vor der Zwangsbeschallung im öffentlichen Raum als mir lieb ist. Ich hoffe bloß, nächste Woche davon erzählen zu können, was dagegen geholfen hat.