Auch eine Sensation: Frauen, die als Privatdetektivin arbeiten.

Deutschland diskutiert über Frauenquoten, Österreich diskutiert ein bisschen mit. Abgesehen von Gerechtigkeit haben sie noch einen Vorteil.

Eine Bekannte von mir ist sehr erfolgreich in ihrem Job. Sie hat sich ins Management hochgearbeitet. Sie verdient gut. Sie schlägt sich wacker mit den Männern um sie herum. Sie fühlt sich nicht ungerecht behandelt. Und sie findet Frauenquoten sinnlos. Das verstehe ich nicht.

Zugegeben, gesetzlich verankerte Frauenquoten sind keine neue Idee und klingen daher als Forderung nicht gerade frisch. Trotzdem sind sie wichtig, und trotzdem gehört die gerade in Deutschland geführte Diskussion zum Thema auch in Österreich gehört.

Die Gründe, warum Frauen selten in Führungsetagen vordringen – in Österreich etwa sind 90 Prozent der Aufsichtsratsmandate mit Männern besetzt – sind zu vielfältig, um hier allesamt aufgezählt zu werden. Fest steht trotzdem, dass Frauen trotz ihrer Gleichstellung mit Männern vor dem Gesetz offenbar nur sehr schwer in höhere Postionen gelangen.

Ist das ungerecht? Ja.

Was hilft dagegen? Nichts anderes als eine gesetzlich verankerte Quote. Siehe Norwegen, das seinen Unternehmen einen verpflichtenden Frauenanteil im Aufsichtsrat vorschreibt. Dort beträgt der Frauenanteil in diesen Positionen 39 Prozent.

So weit, so Zahlen. Die eingangs erwähnte Bekannte hält Quotenregelungen trotzdem für sinnlos. Sie hätte es schließlich auch ohne geschafft. Und sie sollen nicht so wehleidig tun, die anderen Frauen.

Diese Argumente erinnern mich dann immer an jene, die Zeitungs-Chefredakteure gerne auspacken, wenn sie Akademikern begegnen, die gerne Journalisten werden möchten. Chefredakteure sind oft bekennende Studienabbrecher und die erste Lektion, die sie Akademikern gerne mitgeben, lautet: Studieren ist sinnlos. Journalismus lernt man, indem man es tut. Und wer ihn nicht in den seligen Achtzigern gelernt hat, lernt ihn ohnehin nie mehr.

Beide – die Bekannte und die Chefredakteure – liegen hier einem egoistischen Denkfehler auf. Sie halten ihr Leben und ihre Karriere für ein Modell, das auch für die Allgemeinheit gelten muss, weil sie selbst ganz gut damit leben. Sie begreifen Karriere als rein egoistischen Prozess und als Kampf – Kooperation oder Reglementierung (beim Chefredakteur: institutionalisierte Bildung, bei der Bekannten: eine Quote) von außen hätten sie dabei nur behindert. Und Kooperation oder Reglementierung von außen seien daher prinzipiell abzulehnen.

Das ist sehr schade, denn ich gehe davon aus, dass mehr Frauen in Führungspositionen eine Bereicherung wären. Einfach auch deshalb, weil die tradierte Vorherrschaft von Männern keine großen Fortschritte gebracht hat. Und einfach auch deshalb, weil Frauen anders sind als Männer. Ich weiß, heikles Terrain, Mensch ist Mensch, allein Unterschiede zwischen Frauen und Männern auszusprechen, die über physiologische Tatsachen hinausgehen, kann einem als Symptom eines über Jahrtausende erlernten Machoblicks übelster Sorte ausgelegt werden.

Aber das wäre ja fast wieder die Argumentation der bereits erwähnten Bekannten, die ihren Erfolg auch damit begründet, so zu agieren wie Männer.

Der Unternehmensberater Gerhard Fehr hat vor ein paar Wochen drüben im Wirtschaftsblatt einen Gastkommentar mit dem Titel „Anleitung zum Umgang mit Frauen und Männern“ geschrieben, in dem er dafür plädiert, die Beobachtungen von Stanford-Ökonomen zum Thema doch endlich auch in die Praxis umzusetzen. Frauen, so die von Fehr erklärten Erkenntnisse, schätzen ein kooperatives Arbeitsumfeld, das tatsächliche Leistung belohnt, während Männer dazu neigen, sich für die Besten zu halten, und es daher schätzen, wenn siegreicher Wettbewerb besonders entlohnt wird. (Hier erläutert Fehr diesen Ansatz auch in seinem Blog.)

Was uns wieder zur Frauenquote führt. So wichtig und richtig sie mir erscheint, so notwendig ist es auch, Unternehmenskulturen so zu verändern, dass die Quote auch als Fortschritt und Bereicherung sichtbar wird. In Kombination müsste das doch auch ein erster Schritt weg von der Vorherrschaft von Egoismus und Gier sein. Und das gefällt mir.

Foto: Chris Drumm, Lizenz: CC BY 2.0