Ja, es ist gut. Sogar so gut wie alle sagen und schreiben ist „DMD KIU LIDT“ von Ja, Panik geworden. So wie es im Spiegel steht. So wie es die vom Musikexpress sagen. Und so wie es die österreichischen Pop-Erklärer auch tun, egal ob hüben im Standard oder drüben auf FM4.
Ich habe mich ja auch sehr auf dieses Album gefreut, wie immer, wenn ich aus zeitgeistigen Gründen ein Faible für eine Band entwickelt habe. Nur haben wir eben nicht mehr Herbst 2009, als Ja, Panik mit „The Angst And the Money“ ihren Soundtrack zur Welt der geretteten Banken und verarschten Studenten veröffentlichten und damit punktgenau landeten. Wir haben knapp zwei Jahre später. Ja, Panik sind endgültig nach Berlin übersiedelt, die Banken zahlen wieder Boni, die Studenten werden immer immer noch verarscht, und lange dauert es nicht mehr, bis wir hier in Österreich jenen rechtsextremen Kanzler haben, den immer nur die anderen wählen.
Doch die Angst, sie ist trotzdem weg. Was vor zwei Jahren noch hin, hin, hin war, ist heute einfach wurscht, wurscht, wurscht. Angeblich steht der Albumtitel „DMD KIU LIDT“ ja für die Abkürzung von „Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit“. Ist mir zwar nicht wurscht, so ein aufgeblähter Titel, aber beim Ja, Panik-Texter Andreas Spechtl weiß man ja nie, ob er einen bei seinen Ausflügen in die Referenzhölle nicht bloß auslacht.
Also lassen wir uns lieber gleich nicht auf die Interpretation seiner auf diesem Album weitgehend in Falco-Denglisch gehaltenen Texte ein. Begreifen wir sie als essenziellen Teil der Faszination, die von Ja, Panik ausgeht, weil in diesen Songs jeder das finden kann, was er möchte. Existenzialismus, Depression, Traurigkeit, Wut, Rausch, Melancholie – Hauptsache, es scheint gerade keine Sonne, wenn einen diese spärlich instrumentierten Lieder erwischen, die so gar nichts mehr von der Fahrigkeit haben, die Ja, Panik noch auf „The Angst And The Money“ kultiviert hatten.
„DMD KIU LIDT“ ist auf jeden Fall ein sehr intimes und privates Album geworden – und damit auch ein Album, das seine Zeit reflektiert. Authentisch und kunstvoll beweisen Spechtl und Kollegen, dass Privatheit dieser Tage ohnehin die neue Öffentlichkeit ist. Oder Befindlichtkeit die neue Politik. Oder Resignation der neue Punk. Oder … egal.
Für heute gilt nur mehr folgende Erkenntnis: Man muss „DMD KIU LIDT“ zumindest einmal gehört haben. Der Rest ergibt sich dann von selbst.