Wo Frau, da Unbill. So steht es im großen Buche Blues, gerne auch wiedergegeben im Kapitel Rock’n’Roll. Jack White, in der Mythologie der oben genannten Genres so bewandert, dass er vielen als letzter Bewahrer verblichener Werte gilt, hat keine Frau mehr. Sie war Model, hieß Karen Elson, einen Sohn gibt es auch, aber die Frau ist das Thema, denn sie ist Geschichte.
Scheiß drauf, sagt da einer wie White. Singen wir drüber. Wie sie einem das Messer in den Bauch rammt, die Finger quetscht und dazu zwingt, die eigene Mutter zu ermorden. Die gemeinsame Zeit war vielleicht schön, aber die Erinnerungen bleiben hässlich
Zugegeben, es ist wohl nicht ausschließlich autobiografisch zu interpretieren, wovon Jack White auf seinem ersten Soloalbum „Blunderbuss“ erzählt, aber es sind auch nicht die Lieder von einem, der die Frauen restlos verstehen möchte. Und um die Verwirrung perfekt zu machen, singt die Exfrau auch auf ein paar Liedern mit. Wir lernen einmal mehr: Die bessere Geschichten sind für Jack White immer die, die sich besser erzählen lassen.
Und die besseren Lieder sind die, die clever auf tradierten Mustern basieren. Doch es wäre falsch, Jack White jetzt zu unterstellen, er hätte bloß eine weitere Retro-Platte von vielen aufgenommen, so wie mit einst mit den White Stripes oder jetzt mit den noch aktiven Bands Raconteurs und Dead Weather. Denn im Vergleich dazu ist „Blunderbuss“ deutlich weniger hektisch und deutlich leichter ausgefallen.
Nicht, dass White aufgehört hätte, hysterisch zu kreischen und zu krächzen – doch wenn der Lärm darum weniger ist, bekommt seine Stimme ein noch nie da gewesenes Gewicht. Und vor allem: Man darf hören, dass er mehr ist als ein manischer Plattensammler im falschen Jahrtausend. Er schreibt nämlich Songs, die mindestens so gut sind wie die Märchen, die er uns darin auftischt.