Eine Woche voller Datenpannen und ähnlicher Skandälchen bei Google und Facebook ist geschlagen. Es werden noch weitere kommen.
Google und Facebook stehen dieser Tage wieder einmal in der Kritik, weil sie als private Unternehmen über unsere Daten verfügen und damit viel Einfluss auf unser Leben haben. Und beide haben sich dieser Tage ein paar Pannen geleistet. Facebook, weil es ständig nebulos seine Privatsphäre-Einstellungen verändert, anstatt einmal zu sagen: „Lieber User, so war’s früher, so sieht es jetzt aus – und wenn du es möchtest wie früher, dann klicke hier, hier und hier.“ Und Google, weil beim Aufzeichnen von Streetview-Daten für Google Maps unabsichtlich Datenschnippsel aus offenen WLAN-Netzen gesaugt wurden.
Dass das Unternehmen schnell und richtig reagierte, den Fehler zugab und versprach, ihn zu beheben, war nebensächlich. Es wurde trotzdem einmal mehr an den Pranger gestellt. Datenkrake ist einfach ein zu schönes Wort, um es nicht noch einmal zu schreiben. Und die Geschichte vom Haufen verrückter Wissenschaftler mit Weltherrschaftsfantasien gehört auch immer wieder ausgeweidet. Da hatten es Gegenstimmen natürlich schwer, überhaupt gehört zu werden – auch wenn es sie selbstverständlich gab.
Um in diese Vorgänge wieder so etwas wie Diskussion einzubringen, gehören zuerst zwei grundlegende Dinge geklärt: Erstens einmal die Funktion eines sozialen Netzwerks, am besten am Beispiel Facebook: Wer dem Dienst beitritt, will zumindest einen Teil seiner Privatheit hinter sich lassen. Er will etwas teilen. Das Teilen ist integraler Bestandteil der Onlinekultur – und das Teilen steht im Widerspruch zu eng gefasster Privatheit. Facebook bietet ein Tool dafür an. Dass sehr viele Menschen dieses Tool nutzen wollen, ist dem Unternehmen nicht zum Vorwurf zu machen. Der einzige Vorwurf der hier hält, ist der von mangelnder Transparenz. Da könnte Facebook noch viel von Google lernen.
Und zweitens sollten wir uns endlich an einen anderen Umgang mit Daten gewöhnen. Der Großteil der Netz-User denkt immer noch im Festplatten-Prinzip. Dort – so das allgemeine Verständnis – lagern Musik, Fotos, Emails und anderes Zeugs. Dort lagert der digitale Teil unserer Existenz. Dieses Verständnis entspricht allerdings immer weniger der Realität. Mit Google, Facebook – und natürlich auch Apple – als treibende Kräfte wird der Desktop als Fenster zur persönlichen Festplatte zusehends obsolet (Siehe dazu auch Sevenload-Gründer Ibrahim Evsan in The European).
Viele der Dienste, die wir täglich nutzen, lagern die dafür notwendigen persönlichen Daten an keinem physisch zu benennenden Ort mehr, sondern draußen in der Cloud. Viele unserer Endgeräte – jedes Smartphone zählt dazu – böte ohne Datenspeicherung in der Cloud nur mehr wenig Komfort.
Derzeit befinden wir uns in der Übergangsphase zu dieser Revolution. Und wie jede Übergangsphase macht sie viele nervös. Nicht Google, weil verrückte Wissenschaftler nie nervös werden. Aber viele User, die nicht mehr verstehen, was mit ihren Daten geschieht. In diesem Spannungsfeld werden wohl noch viele Konflikte aufbrechen, die Nebensächlichkeiten wie die Datenschutz-Policy von Facebook oder die WLAN-Panne von Google wie einen Kindergeburtstag erscheinen lassen. Noch dazu, wo es der Gesetzgebung (Stichwort: Urheberrecht) schon in den Vergangenheit nicht gelungen ist, mit der technischen und kulturellen Entwicklung unserer Gesellschaft Schritt zu halten.
Und noch was: Wer endgültig genug von Facebook hat, sollte sich den 31. Mai im Kalender markieren. Für dieses Datum ist der „Quit Facebook Day“ anberaumt. Und wer nächstes Mal im Copyshop persönliche Dokumente kopiert, sollte vorher dieses Video ansehen.