Elvis liebte sie, die Bravo verehrte sie, Jack White vergöttert sie. Darum macht die Königin des Rockabilly jetzt eben mit ihm Musik.
Beginnen wir mit einer kleinen Paraphrase auf Ricky Gervais’ Witz über Cher von den Golden Globes: Interessiert sich heutzutage noch jemand für Wanda Jackson? Nein, denn wir haben schließlich nicht 1956, wo sie noch jung genug war, um Elvis Presley zu gefallen und sich als erste Frau erfolgreich an den bösen Rock’n’Roll traute. Wir haben schließlich auch nicht die frühen 60er-Jahre, wo sich Jackson als Königin des Rockabilly in die Annalen einschrieb. Wir haben schließlich auch nicht 1965, als sie in Deutschland Nummer eins der Bravo-Charts war. Und weil wir schließlich auch nicht ewig Zeit haben für eine Aufzählung, die noch nicht einmal die Siebziger erreicht hat, brechen wir sie hiermit auch mit einem Sprung in die Gegenwart ab.
Heute ist Wanda Jackson 73 und steht noch immer auf der Bühne. Und sie hat einen Fan, der an der musikalischen Gegenwart schon lange sein Interesse verloren hat. Dieser Fan, Jack White, hat nun ein Album mit ihr produziert.
„The Party Ain’t Over“ heißt es, eine Handvoll Songs aus 60 Jahren sind drauf. Johnny Kidd and the Pirates‘ „Shakin‘ All Over“, Bob Dylans „Thunder On The Mountain“, Amy Winehouses „You Know I’m No Good“ – alles drin, alles dabei, alles eine gute Basis für eine üppig besetzte Band mit Lackschuhen und dem unbedingten Willen zum Rock’n’Roll.
Was unter anderen Vorzeichen zur peinlichen Nostalgie-Show geraten hätte können, klappt in diesen 40 Minuten allerdings erfreulich gut. Eine alte Lady (ihren Ruhm verdankt sie allerdings auch dem Umstand, nicht wie eine Lady zu singen), die mehr in ihrem Geschäft erlebt hat, als es Nachgeborenen je möglich sein wird, beweist einem besessenen Handwerker wie Jack White, dass er sie aus den richtigen Gründen verehrt hat.
Sie weiß zu schätzen, was eine gute Show ist, denn schlechte hat sie in ihrem Leben weiß Gott genug erlebt. Und ehe sie abtritt, muss ihr noch die allerbeste gelingen. Soll heißen: Es geht für Miss Jackson auch mit 73 noch weiter.
Noch bis 25. Jänner im Album-Stream: Wanda Jackson „The Party Ain’t Over“»
Video: Wanda Jackson & Jack White „Thunder On The Mountain“»